Claudia Lücking-Michel, synodaler Prozess, Fastenopfer: Was diese Woche wichtig wird

Heute lädt Renata Asal-Steger die katholische Welt zum «RKZ-Fokus» nach Bern. Am Dienstag gibt der Vatikan bekannt, wie er sich den synodalen Prozess vorstellt. Das Fastenopfer feiert am Freitag sein 60-jähriges Bestehen – mit neuem Namen und mit neuem Logo.

Raphael Rauch

Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Das merkt man nicht nur mit Blick auf das Wetter, sondern auch aufgrund der vielen Termine, die sich nun anhäufen. Am Freitag gab es in Luzern mit Teilen aus Mozarts Krönungsmesse einen stilvollen Abschied vom Surseer Welttheologen Hans Küng.

«RKZ-Fokus» in Bern

Am Samstag feierte die deutschsprachige Ökumene die Schöpfungszeit und ihre 50-jährige Zusammenarbeit. Dabei lobte der Augsburger Bischof Bertram Meier den Ökumene-Minister im Vatikan: «Kurt Koch ist kein Ökumene-Polizist.»

Auch heute geht es munter weiter. Beim «RKZ-Fokus» trifft sich das «Who is who» des Schweizer Katholizismus. Letztes Jahr begann der «RKZ-Fokus» für Weibischof Denis Theurillat unschön: Er fiel bei einer Stellprobe von der Bühne und musste ins Spital.

Joseph Bonnemain kommt nicht mehr als Monsignore

Der Weihbischof verpasste zwei spannende Referate von Männern aus der Wirtschaft. Sie liessen eine Ausrede nicht gelten, die in Kirchenkreisen oft lamentierend vorgetragen wird: Change, Führung und Management seien in der katholischen Kirche besonders kompliziert.

Unter den Gästen vor einem Jahr war ein Monsignore, der heute als Bischof kommt: Joseph Bonnemain. Mit seinem Walliser Kollegen Jean-Marie Lovey und Abt Peter von Sury aus Mariastein gehört er zu den VIPs, was die Kleriker betrifft.

Erst gegen die «Ehe für alle», dann für die «Ehe für alle»

Ein anderer VIP reist aus Deutschland an: die CDU-Politikerin Claudia Lücking-Michel. Sie hat einen engen Draht zu Kanzlerkandidat Armin Laschet und Merkels Vertrauten Annette Schavan. Doch der deutsche Wahlkampf wird in Bern nicht Thema sein, sondern der synodale Weg.

Vielleicht sagt Claudia Lücking-Michel auch etwas zur «Ehe für alle»: 2017 stimmte sie im Bundestag noch gegen die «Ehe für alle», später änderte sie ihre Meinung.

Synodaler Prozess

Lücking-Michels Anreise wird durch die streikende Deutsche Bahn erschwert. Eigentlich war ein Mittagessen mit Altcusanern in Zürich geplant. Auch in der Schweiz tümmelt sich der katholische Nachwuchs, der einst von der Bischöflichen Begabtenförderung Cusanuswerk in Deutschland gefördert wurde. Hier war Claudia Lücking-Michel viele Jahre Generalsekretärin.

Am morgigen Dienstag schaut die katholische Welt gebannt nach Rom. Um 11.30 Uhr beginnt die Medienkonferenz, an der Kardinal Grech erläutern wird, was sich Papst Franziskus unter dem synodalen Prozess so vorstellt.

Kino-Premiere mit afrikanischem Kardinal

Am Dienstag feiert ein Kinofilm Schweiz-Premiere mit Kardinal Dieudonné in Bern. Hans Küng hätte an Kardinal Dieudonné Freude gehabt: Zusammen mit einem Imam lebt er Weltethos und «Fratelli tutti» in der Zentralafrikanischen Republik.

Kardinal Dieudonné Nzapalainga und Imam Abdoulaye Ouasselegue treten am Dienstag um 18 Uhr im Berner Kino «cineCamera», am Mittwoch, 8. September, um 12.15 Uhr im Zürcher «Arthouse Le Paris» und am Mittwoch, 8. September, um 18 Uhr im Luzerner «Bourbaki» auf. Auch nehmen sie Termine in der Westschweiz wahr.

Kleriker-Duell in Zürich

Ebenfalls am Mittwoch findet in Zürich ein Kleriker-Duell statt. Ausgerechnet im liberalen Zürich haben Kleriker ein Sonder-Ticket für einen Synodalratsposten. Ich bitte, nicht falsch verstanden zu werden: Ich habe nichts gegen Kleriker und finde es auch gut, dass im Synodalrat theologische Kompetenz vertreten ist.

Aber warum darf das Seelsorgekapitel, dem auch Laientheologen angehören, nicht unabhängig vom Weihestatus eine Seelsorgerin oder einen Seelsorger in den Synodalrat entsenden? Mehrere Seelsorgerinnen haben mir mitgeteilt, dass sie aus Protest dem Seelsorgekapitel fernbleiben.

Rat der Religionen äussert sich zu Afghanistan

Am Donnerstag tagt der Rat der Religion. Der christkatholische Bischof Harald Rein versichert gegenüber kath.ch: Es werde ein klares Statement geben, das an das Leid der afghanischen Flüchtlinge erinnere.

Allerdings würden die Religionsvertreter kein Kontingent fordern, sondern sich für besonders vulnerable Gruppen wie flüchtende Frauen und Kinder stark machen. Schön, dass der Rat der Religionen erkannt hat, dass Schweigen nicht reicht.

Reformierte setzen Rita Famos unter Druck

Diese Erfahrung musste auch EKS-Präsidentin Rita Famos machen. Am Samstagabend preschte unter anderem der reformierte Pfarrer Christoph Knoch im «Echo der Zeit» zu bester Sendezeit vor und forderte Solidarität. Ein Tag später beugte sich die EKS dem Druck der Basis.

Die Zeichen der Zeit hat auch der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz erkannt, Felix Gmür. Er empfängt am Freitag in Luzern eine Delegation um den Jesuiten Christoph Albrecht. Er gehört zu den Petitionären, die eine mutigere Stimme der Kirchen in der Flüchtlingspolitik wünschten. Mittlerweile haben über tausend Menschen die Petition unterschrieben.

60 Jahre Fastenopfer

Am Freitagabend lädt das Fastenopfer zu einem Festakt ein – anlässlich von 60 Jahren Fastenopfer. Altbundesrätin Doris Leuthard kann wegen einer wichtigen Verwaltungsratssitzung nur digital am Festakt teilnehmen. Immerhin wird kein vorbereitetes Video abgespielt, sondern Doris Leuthard live zugeschaltet. Sie wird zu den ersten gehören, die den neuen Namen des Fastenopfers erfährt – und das neue Logo. Wir sind gespannt.

Die Geschichte des Fastenopfers ist spannend. Walter Ludin erinnert in einem kath.ch-Blogbeitrag daran, dass das vor allem von Laien geprägte Projekt beinahe von den Bischöfen usurpiert wurde. Anne-Marie Holenstein war eine mutige Frau, die sich als damalige Fastenopfer-Direktorin dagegen wehrte. Sie erinnert in einem Buch an die aufregende Zeit: «Zwischen Restauration und Aufbruch. Ein Rechenschaftsbericht zum Konflikt um das Fastenopfer in den Jahren 1994 – 2000», erschienen in der «Edition Exodus».

Die Klimafrage beschäftigt das Fastenopfer

Hoffentlich besteht der Festakt des Fastenopfers nicht nur aus nostalgischem Rückblick, sondern hat einen energetischen Ausblick. Die Klimafrage ist drängender denn je. Vom Klimagipfel in Glasgow bis zur Gletscher-Initiative hat das Fastenopfer in den nächsten Monaten viel vor – und kann auf Rückhalt in der Bevölkerung setzen.

Selbst in Glarus hat die Landsgemeinde ihrer zögerlichen Regierung den Marsch geblasen und klargestellt: Klimaschutz hat auch in den Glarner Alpen höchste Priorität – egal, ob es um den öffentlichen Nahverkehr oder um Neubauten geht. Wer im Glarnerland neu baut, muss den Wärmebedarf künftig ganz ohne fossile Brennstoffe decken. Laudato si!

Gletscherinitiative und Minitag

Das Glarner Ergebnis verleiht der Gletscherinitiative Rückenwind. Diese lädt am Sonntag zu Wanderungen in der ganzen Schweiz ein. Am Fusse des Basodino-Gletschers im Tessin gibt es eine Gedenkfeier für Klimagerechtigkeit – organisiert von der Klima-Allianz und der Gletscherinitiative.

Ebenfalls am Sonntag findet der Minitag statt. Mit dem coronabedingt verschobenen Minifest kann der natürlich nicht mithalten. Aber das Krimi-Projekt ist eine kreative Alternative. Wir werden berichten.

Lesbisch, katholisch, FDP

Derzeit tut sich viel auf dem katholischen Stellenmarkt. Diese Woche endet die Bewerbungsfrist für die Nachfolge von Erwin Tanner als Generalsekretär der Bischofskonferenz. Und kath.ch hat exklusiv erfahren, wer Geschäftsleiterin der neuen «Allianz Gleichwürdig Katholisch» wird: Mentari Baumann. Sie ist lesbisch, katholisch – und FDP-Mitglied.

Sie hatte erst am Samstag als Zürcher «Pride»-Präsidentin einen vielbeachteten Auftritt. Die Reformkatholikin Monika Schmid ist begeistert: «Mich freut es, dass eine junge Frau doch noch Hoffnung in die römisch-katholische Kirche setzt und sich für eine offene Kirche im Sinne des Evangeliums stark macht», sagt die Herbert-Haag-Preisträgerin. «Das gibt auch mir wieder Mut, dran zu bleiben.»

Was wird nächste Woche wichtig? Ich freue mich über Ihren Input an rauchzeichen@kath.ch.

Eine hoffentlich sonnige Woche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch


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