Hans Küngs Vermächtnis

Mit einer programmatischen und bewegenden Gedenkfeier wurden in der Jesuitenkirche Luzern die herausragenden Verdienste des berühmten Theologen und Kirchenkritikers Hans Küng gewürdigt. Sie wurde zu einem eindrücklichen ökumenischen Bekenntnis ganz in seinem Sinn und Geiste.

«Ein besinnliches und heiteres Gedenken» wünschte sich der im Alter von 93 Jahren an seinem Wirkungsort verstorbene Hans Küng. Nachdem die Abdankungsfeier am 16. April in Tübingen eher lieblos vonstatten ging, wollten es die Stiftungen «Herbert Haag – für Freiheit in der Kirche» und «Weltethos Schweiz» in Luzern besser machen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die Universität Tübingen Küng nach dem Entzug seiner Lehrbefugnis durch die Deutsche Bischofskonferenz 1979 in kürzester Zeit einen Lehrstuhl in Ökumenischer Theologie einrichtete, wo er u.a. die Stiftung Weltethos vorantreiben konnte.

Mit Teilen aus der h-moll-Messe des Lutheraners Johann Sebastian Bach, der Krönungsmesse des Katholiken Mozart und Orgelpräludien aus der jüdischen Tradition von Felix und Fanny Mendelssohn wurde ein zentrales Anliegen des «Weltethikers» sinnstiftend umgesetzt. Erwin Koller, studiert in katholischer und protestantischer Theologie und ehemaliger Präsident der Herbert Haag-Stiftung, wählte signifikante Texte aus der Bandbreite des streitbaren Priesters und Professors aus und streute sie zwischen die Musikbeiträge und eindringliche Würdigungen von Odilo Noti, heutiger Präsident der Haag-Stiftung, und Alois Riklin, emeritierter Politikwissenschaftler und Rektor der HSG. 

In der Abschlussliturgie schlug Felix Gmür, Bischof von Basel, versöhnliche Töne an, indem er speziell die zunehmende brüderliche Annäherung von Papst Franziskus zu Hans Küng thematisierte, wobei Küngs Wunsch nach einer Rehabilitierung leider unerfüllt blieb. Gmürs Bemerkung, die Liste sei lang, führte in der brechend voll besetzten Jesuitenkirche zu unisonem, murmelndem Kopfnicken. Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst liess es sich nicht nehmen, gemeinsam mit Gmür ein Schlussgebet für den Verstorbenen aus Sursee zu sprechen.

Was bleibt von Hans Küng? Neben einer Vielzahl an Büchern, Schriften, Vorträgen und seinen Aufrufen zum interreligiösen Dialog sicher auch die Fernsehreihe «Spurensuche – Die Weltreligionen auf dem Weg», die als Buch wie als DVD-Sammlung nach wie zugänglich sind:

Hans Küng: «Spurensuche»
Piper / ISBN 978-3-492-25167-9

Nachfolgend sein berühmtes Statement aus der «Spurensuche» und ein paar weitere bemerkenswerte Zitate:

Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog zwischen den Religionen ohne globale ethische Grundsätze. Kein Überleben unseres Globus ohne ein globales Ethos, ein Weltethos.

Was die Kirche braucht, ist eine radikale Erneuerung. Nicht ein Machtpapsttum, sondern einen brüderlichen Petrusdienst.

In der modernen Leistungsgesellschaft erfährt der Mensch das, was Paulus den «Fluch des Gesetzes» genannt hat: Das moderne Leben hält ihn unter Leistungszwang, Zugzwang, Erfolgszwang.

Der Geist des Evangeliums ist ein lebendiger Geist. Er ist nicht der Ungeist desTraditionalismus, Autoritarismus und Antimodernismus.

Im musikalische Konzept von Armin Brunner wirkten mit:
Capriccio Barockorchester, Ensemble Corund Luzern, Lena Lisa Wüstendörfer, Dirigentin, Stephan Smith, Einstudierung und Orgel.   

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