«Langfristige Entfremdungsprozesse durch Corona dramatisch verstärkt»

Wir sind Kirche zur Veröffentlichung der Kirchenstatistik 2020

Pressemitteilung München, Bonn 14. Juli 2021

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht die heute veröffentlichten Zahlen der Kirchenstatistik 2020 als neuerlichen dramatischen Warnruf an die Kirchenleitung. Die weiterhin massiven Rückgänge kirchlichen Lebens – und das sind mehr als die Zahl der Kirchenaustritte – sind nicht nur auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Vielmehr sind die aktuellen Zahlen auch das Ergebnis der seit vielen Jahren zunehmenden Entfremdung vieler Katholikinnen und Katholiken von ihrer Kirche, was aber keinesfalls mit Glaubensabfall gleichzusetzen ist.

Dass die Zahl der Kirchenaustritte (2020: 221.390) nicht den Spitzenwert des Vorjahres (2019: 272.771) erreicht hat, sollten die Bischöfe keineswegs als Entwarnung deuten. Die massiven Kirchenaustrittszahlen der letzten Monate aufgrund der anhaltenden Krisensituation im Erzbistum Köln, die sich auch bundesweit auswirkt, sind in der Kirchenstatistik 2020 noch gar nicht enthalten.

Der Rückgang der kirchlichen Trauungen (2019: 38.539, 2020: 11.018, minus 71,4 %), der Zahl der Taufen (2019: 159.043, 2020: 104.610, minus 34,3 %) und der Zahl der Erstkommunionen (2019: 166.481, 2020: 139.752, minus 16,1 %) werden auch langfristig die Schrumpfung der kirchlich gebundenen Gemeinschaft beeinflussen. Hier hat Corona den Trend wohl nur beschleunigt. Aber auch in der Zeit des harten Lockdowns hat es Pfarrgemeinden gegeben, die durch besondere Kreativität und Aktivitäten gezeigt haben, was eine Glaubensgemeinschaft leisten kann.

Die Verantwortung aller Bischöfe und des Vatikans

Wir sind Kirche unterstützt das Anliegen des im März 2020 gewählten neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sich offen und ehrlich der schmerzlichen Situation zu stellen, die gründliche Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt endlich voranzubringen und mit dem Synodalen Weg zu versuchen, neues Vertrauen aufzubauen. Auch der bisherige Vorsitzende, der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx sollte sich jetzt mit aller Kraft für Reformen im Erzbistum München und überregional einsetzen – so, wie es ihm Papst Franziskus in der Ablehnung seines Rücktrittsgesuchs aufgetragen hat (> Wir sind Kirche zur Ablehnung des Rücktrittsangebots von Kardinal Marx durch den Papst).

Ob dies wirklich gelingen kann, wird aber auch ganz wesentlich vom Verhalten jedes einzelnen Bischofs in Deutschland und auch vom Vatikan abhängen. Denn die bislang noch mangelnde eindeutige Unterstützung für den Synodalen Weg aus Rom lassen immer mehr Menschen an der Reformwilligkeit und –fähigkeit der katholischen Kirche zweifeln. Umso mehr bleibt zu hoffen, dass der schwierige, aber notwendige Synodale Weg trotz der Corona-bedingten zeitlichen Streckung möglichst bald zu konkreten Ergebnissen in den seit Jahrzehnten drängenden Reformanliegen führt und diese, soweit möglich, schon jetzt in jedem einzelnen Bistum umgesetzt werden.

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