Papst Franziskus, Dieudonné, Erzbistum Vaduz: Was diese Woche wichtig wird

Gute Nachrichten aus der Gemelli-Klinik in Rom: Die Darm-Operation von Papst Franziskus ist gut verlaufen. In der Schweiz ist das Yann-Sommer-Märchen vorbei – nun stehen andere Teams im EM-Fokus. Günther Boss aus Liechtenstein träumt von Martin Werlen als neuem Erzbischof von Vaduz.

Raphael Rauch

Die Gemelli-Klinik in Rom geniesst das Vertrauen der Päpste. Hier war Papst Johannes Paul II. nach dem Attentat. Hier war Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin letzten Dezember wegen einer Prostata-OP. Und hier hat sich auch Papst Franziskus gestern Abend operieren lassen. Kurz vor Mitternacht kam die erlösende Botschaft: Die Darm-OP ist gut verlaufen. Laut Medienberichten muss der Pontifex mindestens fünf Tage im Spital bleiben.

Die Schweiz – ein Yann-Sommer-Märchen

«Classe politique» ist eine hübsche Rubrik in der «NZZ am Sonntag». Gestern griff diese die Berichterstattung von kath.ch auf: «Joseph Bonnemain, Diener Gottes, hadert mit den Fussballgöttern. Der konservative Bischof von Chur gab vor dem EM-Viertelfinale bekannt, trotz seiner spanischen Wurzeln werde auch er der Schweizer Nati die Daumen drücken», schrieb das Blatt.

Fazit der «Classe politique»: «Nachdem der letzte Schweizer Penalty hoch in den Himmel gegangen ist, wissen wir nun: Auch des Bischofs Fürbitten schaffen keine Fussballwunder. Und der Sieg der Spanier entspringt – anders als Bonnemain – keinem Opus Dei.»

Katholisches Duell am Dienstag: Italien–Spanien

Aus der Traum vom Halbfinale – aber stolz sein aufs Yann-Sommer-Märchen: So dürfte das Schweizer Fazit der Fussball-EM lauten. Am Dienstag steht das katholische Duell Italien–Spanien, am Mittwoch das protestantische England–Dänemark auf dem Spielplan.

In Genf unternimmt die Justiz am heutigen Montag einen neuen Anlauf, den umstrittenen französischen Komiker Dieudonné wegen möglicher Rassendiskriminierung vor Gericht zu bringen. Der 55-Jährige soll vor dem Polizeigericht aussagen. Der Komiker hatte im Mai 2021 und im Januar 2020 Vorladungen der Justiz nicht Folge geleistet.

Vorwurf: Holocaust-Leugnung

Dem Komiker und Schauspieler wird vorgeworfen, in Genf und Nyon die Existenz von Gaskammern im Holocaust geleugnet zu haben. Die Genfer Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Rassendiskriminierung.

Völlig anders gelagert ist der Fall beim Schweizer Finanz-Experten René Brülhart. Auch er ist angeklagt, auch er wird vorgeladen – und zwar vom Vatikan. Rom wirft Brülhart Amtsmissbrauch vor. Am 27. Juli soll der Prozess im Vatikan beginnen. Gegenüber kath.ch weist René Brülhart die Anschuldigungen zurück: «Meine Unschuld wird ans Licht kommen.»

Rechtsstaatliche Standards nicht eingehalten?

Ob er Ende Juli nach Rom reisen wird, ist noch unklar. Denn: René Brülhart hat von seiner Vorladung aus den Medien erfahren. Der neue Nuntius Martin Krebs hat somit seinen ersten unangenehmen Fall an der Backe: zu erklären, warum der Vatikan mutmasslich rechtsstaatliche Standards nicht einhält – wohlgemerkt in einem Verfahrenskomplex, bei dem Bundesbern Amtshilfe geleistet hat.

Folgt man René Brülharts Darstellung, dann hat er nichts zu befürchten. Für die Aufklärung der dubiosen Finanz-Geschäfte wäre es zu begrüssen, wenn der Schweizer Finanzexperte vor illustrer Kulisse in den vatikanischen Museen aussagen würde.

Bislang schwieg René Brülhart

Bislang hat sich René Brülhart loyal gegenüber seinem ehemaligen Arbeitgeber verhalten – und eisern zu den dunklen Machenschaften im Vatikan geschwiegen. Eine Aussage vor Gericht würde ihn vom Amtsgeheimnis entbinden und spannende Details ans Licht bringen.

Apropos neuer Nuntius: Martin Krebs ist auf dem Cover eines Aufsatzes von Günther Boss abgebildet. Der Liechtensteiner sehnt den 7. August 2023 herbei: Dann wird Erzbischof Wolfgang Haas 75 und muss Papst Franziskus seinen Rücktritt anbieten.

Der Benediktiner Martin Werlen als Erzbischof von Vaduz?

Dieses Datum scheint Günther Boss zu elektrisieren: «Wie anders könnte dieses Bistum Vaduz aussehen, wenn zum Beispiel ein Martin Werlen neuer Bischof würde…»

Ein realistischeres Szenario von Günther Boss lautet: Bis dahin hat Nuntius Martin Krebs die schwierige Situation im Erzbistum Vaduz nach Rom rapportiert – und Rom beschliesst, einen Betriebsunfall der 1990er-Jahre zu korrigieren. Will heissen: Vaduz wieder ins Bistum Chur zu integrieren.

Lange Mängelliste im Erzbistum

Da der Churer Bischof Joseph Bonnemain ohnehin vorhat, in Zürich eine Konkathedrale zu installieren und mehrere Kantone offiziell ins Bistum zu integrieren, kommt eine Umstrukturierung wie gelegen.

Wer Günther Boss’ Bericht liest, ist froh, im Bistum Chur zu wohnen. Eine Zusammenfassung der Vaduzer Mängelliste: Manche der 60 inkardinierten Priester seien «gar nicht in der Lage, in der Pfarreiseelsorge zu wirken, da ihnen die entsprechende Ausbildung und Erfahrung fehlen».

Auch kenne das Bistum «keine Pastoralassistentinnen und keine ständigen Diakone mehr». Wer alles Priester ist, sei nicht transparent nachvollziehbar: «weil das Bistum die Namen und Adressen nicht mehr herausgibt – mit Verweis auf datenschutzrechtliche Gründe (Datenschutz-Grundverordnung DSGVO)».

In 104 Tagen beginnt die vorsynodale Phase

In weniger als 100 Tagen startet Papst Franziskus in Rom den synodalen Prozess. Eine Woche später, in genau 104 Tagen, folgen die Bischöfe auf der ganzen Welt mit der vorsynodalen Phase in ihren Bistümern. Bischof Felix Gmür und Bischof Joseph Bonnemain haben ihre Ideen für den 17. Oktober bekannt gegeben. Die anderen Bistümer sind noch am Planen. Vielleicht gibt es diese Woche ja ein Update aus St. Gallen, Freiburg, Sitten und Lugano. Und vielleicht sogar aus Vaduz.

Über Inputs freut sich diese Woche meine Stellvertreterin Regula Pfeifer: regula.pfeifer@kath.ch.

Einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch


Kanton Schwyz, Bischof Felix Gmür, religion.ch: Was diese Woche wichtig wird

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/papst-franziskus-dieudonne-erzbistum-vaduz-was-diese-woche-wichtig-wird/