Herzinfarkt in Brasilien: Bistum St. Gallen trauert um Kaspar Kuster

Der Ostschweizer Missionar Kaspar Kuster ist am Dienstag im Alter von 84 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts verstorben. Er hatte über 50 Jahre in Brasilien gelebt. Das Bistum St. Gallen würdigt sein Wirken als «gelebte Nächstenliebe». Auch das Erzbistum Salvador kondoliert zum Tod des «Fidei donum»-Priesters.

Barbara Ludwig

1968 gingen in Europa die Studenten auf die Barrikaden – und Kaspar Kuster ging nach Brasilien. Der Jungpriester aus Ermenswil im Kanton St. Gallen wurde Missionar in Salvador. Die heutige Millionenmetropole am Atlantik ist Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Bahia.

Leben in sozialen Brennpunkten

Dort blieb er – abgesehen von Urlauben in seiner Heimat – bis zu seinem Tod, wie aus einer Mitteilung des Bistums St. Gallen vom Mittwoch hervorgeht. Kaspar Kuster arbeitete im Dienst der Diözese São Salvador da Bahia, wo er vor allem die Armen betreute. Er war Teil der «Fidei donum»-Priester, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den Süden geschickt wurden, um Weltkirche zu leben.

Der Priester habe zunächst in der am Meeresufer errichteten Pfahlbauten-Siedlung Plataforma gewirkt – einem «armseligen Quartier», dann über Jahrzehnte in der hauptsächlich von Armen besiedelten Grosspfarrei Santa Terezinha, schreibt das Bistum.

Im Clinch mit den Reichen

2014 berichtete die Zürichsee-Zeitung, Kuster habe sich in den Armenvierteln, den Favelas, auch für Infrastrukturprojekte eingesetzt – etwa für Wasser- und Kanalisationsleitungen, Strassen und Busverbindungen.

Reichen Landbesitzern habe dieser Einsatz für die Armen gar nicht gepasst, so die Zeitung. Zusammen mit oftmals korrupten Behörden und der Polizei hätten manche nicht vor Gewaltanwendung zurückgeschreckt. Der Priester habe gewusst, dass sein Name einmal auf einer Todesliste gestanden habe.

Bildungszentrum für Kinder

Sehr viel bedeutet habe ihm die Errichtung eines Bildungszentrums in einem auf die Kinderpastoral ausgerichteten Park, heisst es in der Mitteilung des Bistums. Als Kaspar Kuster an dem Projekt arbeitete, war er schon weit über 70 Jahre alt.

«Er stellte sein Leben in den Dienst für die Armen, sein segensreiches Wirken in São Salvador da Bahia/Brasilien war gelebte Nächstenliebe», würdigt das Bistum den verstorbenen Priester. «Wir sind tief beeindruckt von seinem Lebenszeugnis.»

Kaspar Kuster wurde am 24. November 1936 in Eschenbach/Ermenswil SG geboren. Nach der Matura studierte er in Freiburg (Schweiz) Theologie. 1964 wurde er in der Pfarrkirche von Eschenbach zum Priester geweiht – gemeinsam mit dem Diakon Josef Wick aus Jona SG. Die beiden Priester aus dem Linthgebiet waren Freunde – und blieben dies trotz geografischer Distanz.

Besuch aus der Heimat war tief beeindruckt

2012 besuchte Josef Wick seinen Landsmann. Zusammen mit weiteren Priestern des Bistums St. Gallen war er angereist, um beim Abschied von Kuster als Pfarrer von Santa Terezinha dabei zu sein.

Im Eschenbacher Pfarrblatt schrieb Wick anschliessend: «Die Menschen hier werden dir dankbar sein für dein selbstloses Wirken. Sie haben erlebt, wir ihr Padre Gaspar sein letztes Hemd für sie gab. Nackte kleiden, Hungrige speisen, Obdachlose beherbergen, Kranke besuchen, Traurige trösten, Mittellosen helfen, das war seine Berufung.»

Abschiedsgottesdienst in der Schweiz?

Kaspar Kuster wurde bereits in Salvador bestattet. Ob auch in der Schweiz ein Abschiedsgottesdienst gefeiert wird, sei noch offen, schreibt das Bistum St. Gallen.

Auch die Erzdiözese São Salvador da Bahia kondoliert zum Tod von «Padre Gaspar». Laut einer Mitteilung ist er im Spital an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben.

«Mit St. Gallen verbunden»

«Wir sind verbunden mit seiner Familie, seiner Heimatdiözese St. Gallen in der Schweiz, seinen vielen Freunden und all denen, die von seinem priesterlichen Eifer profitiert haben», schreibt Valter Magno de Carvalho, Weihbischof von São Salvador da Bahia.

Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Totenwache in kleinerem Rahmen statt – «zur Vermeidung von Menschenansammlungen», wie das Bistum mitteilte.


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