Das Recht auf Mitsprache – Wie die Schweizerinnen die Politik eroberten

Der Weg für die Schweizerinnen war steinig und lang – vier Generationen mussten dafür kämpfen, dass das männliche Stimmvolk den Frauen das Recht auf politische Mitbestimmung gewährte. Und die Gleichberechtigung ist immer noch nicht Alltag in der Schweiz

«Das Wahlrecht für Frauen ist entgegen der weiblichen Natur!» So oder ähnlich argumentierten in den 50ern nicht nur die Schweizer Männer, sondern auch verschiedene konservative Frauenverbände. Man wollte die Mütter und Hausfrauen nicht auch noch mit der Politik belasten. Frauen sollten ihr Dasein ganz in den Dienst der Familie stellen – ansonsten würde der Zerfall der Nation nicht lange auf sich warten lassen.

Viel mehr als «nur» das Recht zu wählen

Die Chronologie des Schweizer Frauenstimmrechts ist geprägt von vielen Rückschlägen und der Langsamkeit unseres politischen Systems. Umso mehr Beachtung sollte die Schweizer Geschichtsschreibung den unnachgiebigen Frauen schenken, die sich jahrzehntelang für die Gleichberechtigung aufrieben. Für die Sache der Frau eckten sie an, muckten sie auf und liessen nicht nach – getreu dem Motto: «Steter Tropfen höhlt den Stein». Ihnen verdanken wir Schweizer Frauen nicht nur das Recht auf den Urnengang, sondern auch auf die Mutterschaftsversicherung und das Recht auf Schwangerschaftsabbruch.

Es gibt noch viel zu tun!

Stéphan Goël windet in der Neuauflage seines Dokumentarfilms aus dem Jahre 2011 denjenigen Frauen ein filmisches Kränzchen, die sich mit Humor und Engagement der Gleichberechtigung widmeten und widmen. Sein kritischer Blick deckt auf, dass sich seit den 50ern noch viel zu wenig bewegt hat in der Schweizer Gesellschaft. Auch heute noch werden beruflich stark eingespannte Mütter gefragt, wer zuhause nun die Kinder bekoche. Lise Girardin, die erste Frau im Genfer Grossen Rat, antwortete in den 70ern übrigens auf diese Frage schlagfertig: «Es gibt Kühlschränke, die erleichtern das Leben.»

Eine faszinierende Geschichtslektion

«De la cuisine au parlement – Edition 2021» ist ein wunderbar leichtfüssiges Zeitdokument, das aktuelle gesellschaftspolitische Probleme im geschichtlichen Kontext beleuchtet und kommentiert. Eine nachhaltige Geschichtsstunde für jede*n!

Natalie Fritz

«De la cuisine au parlement – Edition 2021», Schweiz 2021, Regie: Stéphan Goël; mit Beteiligung von: Marina Carobbio, Ruth Dreifuss, Marthe Gosteli, Tamara Funiciello; Verleih: First Hand Films, Filmseite: https://www.firsthandfilms.ch/de/von-der-kuche-ins-parlament/

Kinostart: 17. Juni 2021

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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