Joseph Bonnemain an Paul-Vollmar-Gedenkfeier: «Lange Jahre Spannung ausgehalten»

Als Weihbischof sei Paul Vollmar ständig «unter Strom» gestanden, sagte Bischof Joseph Bonnemain im Gedenkgottesdienst in Zürich-Höngg. Er habe in dauerndem Loyalitätskonflikt gelebt, und habe Gegensätze überbrücken wollen.

Für seine Predigt im Gedenkgottesdienst hatte Bischof Joseph Bonnemain die Erzählung von der Hochzeit zu Kana ausgewählt. Daraus habe Vollmar seinen bischöflichen Wahlspruch entnommen: «Was Er euch sagt, das tut!» Danach habe er sein Handeln ausgerichtet – «und das war nicht immer leicht», so Bonnemain.

Gott als eigentlicher Hausvorsteher

Die Parallele, die Bonnemain zog, war die folgende: In der Erzählung habe sich für die Diener im Hause der Frischvermählten durch die Anweisungen von Maria ein Loyalitätskonflikt ergeben. Denn Anweisungen hätten eigentlich nur der Hausherr oder für die Feier Zuständige erteilen dürfen. «Es war, als hätten sie intuitiv erfasst, dass Gott der eigentliche Hausvorsteher ist», so Bonnemain in der Predigt.

Auch Weihbischof Paul Vollmar sei ständig in einem Loyalitätskonflikt gewesen, habe ständig den Spagat machen müssen. «Paul Vollmar wurde Weihbischof inmitten schwieriger Umstände und Verhältnisse», spielte Bonnemain auf die Amtszeit des konservativen Bischofs Haas an.

Loyal zum Bischof – und zum Volk

Zum einen habe seine Aufgabe erfordert, loyal zu seinem Diözesanbischof und zur Weltkirche zu stehen. Andererseits habe er sich seinem Volk verpflichtet gefühlt, habe Gegensätze überbrücken wollen. Gemäss seinem Wahlspruch habe er auf die «Stimme des Herrn» gehört. So habe er in andauernder Spannung gelebt und habe lange Jahre ausgehalten, «unter Strom zu stehen».

«Ehrlich gesagt, ich kann es gut am eigenen Leib nachempfinden», leitete Bonnemain zum eigenen Loyalitätskonflikt über. «Ich bin mit grossen Erwartungen konfrontiert.» Diese seien teils komplett gegensätzlich. Gruppen wollten ihn ganz auf ihrer Seite wissen. Bestimmte Gruppen von Menschen fühlten sich durch die Kirche diskriminiert und ungerecht behandelt. «Zugleich ist es meine Aufgabe,  gegenüber den Leitlinien und der Weltkirche loyal zu sein.» Auch ihm stelle sich da unausweichlich die Frage: «Was sagt uns der Herr?»

Einheit in der Vielfalt

Es gelte, sich nach Kräften um «Einheit in der Vielfalt» zu bemühen, verwies er auf einen von Papst Franziskus für Oktober 2021 angekündigten «diözesanen Weg» der Erneuerung. Bei diesem müsse man stets die Perspektive der Universalkirche im Blick behalten. Wiederum stelle sich die Frage: «Was sagt der Herr, was erwartet er von uns?»

Bis ins hohe Alter zelebriert

Die Feier von heute Samstag fand in der Pfarrkirche Heilig Geist in Zürich-Höngg statt, wo Paul Vollmar seit 2010 noch bis ins hohe Alter als Priester und Pfarradministrator aktiv gewesen war.

Hauptzelebrant der Feier war Peter Henrici, der eigens aus dem Wallis, von seinem heutigen Wohnort Brig, angereist war. Zusammen mit dem Verstorbenen habe er ab 1993 als «Weihbischof-Duo Peter und Paul wesentliche Vermittlungsdienste wahrgenommen», wie Heilig-Geist-Pfarrer Marcel von Holzen eingangs erwähnte.

Gedenken an den «Mitmenschen Paul»

Zu den Anwesenden der Feier gehörten auch Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding, sowie ihr Vorgänger Benno Schnüriger, Vertreter der Marianisten, dem Orden, dem Vollmar angehört hatte, sowie zahlreiche weitere Personen.

30 Tage lang hatte ein Foto in der Heilig-Geist-Kirche an den Verstorbenen erinnert. Bewusst habe man das mit einem Bild von einem Apero getan, auf welchem er «uns so ganz entspannt zuprostet», wie Pfarrer von Holzen gegen Ende des Gottesdienstes bemerkte, um ihm so nicht nur als Würdenträger Paul Vollmar, sondern auch als Mitmenschen Paul zu gedenken. (uab)

Livestream des Gedenkgottesdienstes zum Nachsehen


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