Das magische Etwas: Ein Arm-Reliquiar für den Heiligen Canisius

Frédéric Aeby hat ein neues Reliquiar geschaffen. Darin sollen die Knochen des Freiburger Heiligen Peter Canisius Platz finden. «Ich habe an die Magie des Freiburger Nikolaus-Fests gedacht», sagt der Künstler. Schon sein Vater war ein Künstler der Kathedrale.

Regula Pfeifer

Es sollte kein Kunstwerk sein. Sondern ein Gegenstand voller Magie. Das stellte sich Frédéric Aeby vor, als er am Reliquiar arbeitete. «Ich habe während der ganzen Schaffenszeit an den Heiligen Nikolaus gedacht», verrät der Künstler bei einem Besuch in seinem Atelier. Und zwar an den Heiligen Nikolaus, der jedes Jahr in einem Volksfest durch die Freiburger Altstadt zieht.

Dieser Moment, da der Heilige aus der Menge auftauche, sei besonders. «Man sieht den Nikolaus kurz – hier einen Teil, dort einen anderen. Und dann ist er verschwunden», erzählt Aeby. Genau so etwas Mysteriöses, ja Magisches sollte auch das Reliquiar für den Heiligen Peter Canisius werden. Aeby hat sein Atelier im Untergeschoss des Wohnhauses im ländlichen Posieux, unweit von Freiburg. Da zeigt er die Projektskizzen und Modelle.

Beleuchtet und hinter Gittern

Zwei Elemente hat der Künstler für die angestrebte Magie eingesetzt: ein Gitter vor dem Reliquiar und die Beleuchtung darin. Frédéric Aeby stellt den Modell-Arm in eine schwarze Kiste, verbindet das Kabel und macht Licht. Die beleuchtete Öffnung im silbern glitzernden Objekt gibt den Blick frei ins Innere. «Darin sind dann die Knochen», sagt Frédéric Aeby und fügt augenzwinkernd hinzu: «Im Modell ist es ein Schneckenhaus.»

Die schwarze Kiste steht für eine Nische. Die Überreste des Heiligen Canisius werden am Montag in eine Nische der Kathedral-Kapelle gebracht – bei einer feierlichen Zeremonie. In den Nachbarnischen befinden sich dann bereits die Reliquiaren von zwei anderen grossen Heiligen: Nikolaus von Flüe und Nikolaus von Myra. Dass die Kapelle des Heiligen Grabs nun drei statt nur zwei Nischen hat, ist dem Architekten Marc-Laurent Naef zu verdanken. Ihn hat Frédéric Aeby in den künstlerischen Prozess einbezogen.

Canisius’ Hand schreibt

Auch die Form des Reliquiars lag auf der Hand: ein Arm und eine Hand. Denn so waren auch die Reliquiaren der beiden anderen Heiligen gestaltet. Mit einem Unterschied: beim einen betet die Hand, beim anderen segnet sie. Bei Canisius nun schreibt sie – mit einer Feder. «Er war der Gründer des Kollegs St. Michael, also ein gebildeter Mann», sagt Frédéric Aeby.

Der Künstler entwarf zuerst ein Arm-Hand-Objekt aus Keramik. Doch dann merkte er: Das Ganze war zu schwer. Und es konnte in Brüche gehen. Hinzu kam: Die sechs Knochen, die in das Reliquiar passen sollten, waren zu gross. Sie hatten keinen Platz im flachen Keramikarm.

Eine zurückhaltende Schachtel

«Diese Knochen, das ist doch ein kleines Paket», sagte sich Aeby. «Das heisst, man muss eine Schachtel machen.» Und die musste aus Aluminium sein, damit alles nicht zu schwer würde. Mit dem Resultat ist der Künstler zufrieden: «Ich habe die Schachtel so zurückhaltend wie möglich gemacht.»

Drei Arm-Reliquiare von drei Heiligen in drei Nischen an der Wand der Kapelle Heiliges Grab – und vor jeder Nische ein Gitter: So soll die Gedenkstätte bald aussehen. Die Gitter sind eine Kopie eines alten Gitters beim Eingang zur Kapelle. «Dieses Gitter sieht mittelalterlich aus», sagt Aeby. Irgendwie mystisch. Und das war ganz in seinem Sinn. Denn es sollte die Ausstellung von «etwas Heiligem» sein.

Dass es dabei um den weltbekannten Jesuiten Peter Canisius ging, war für den Künstler nicht entscheidend. Es hätte auch eine andere Heilige oder ein anderer Heiliger sein können, sagt er. Zumal Frédéric Aeby bisher kaum etwas wusste über Canisius.

Aber dass er nun mit einem Werk in der Kathedrale präsent sein wird, freut ihn. Denn von seinem Vater, dem Freiburger Kunstmaler und Comiczeichner Teddy Aeby, habe es einige Werke dort. «Das ist auch eine Familiengeschichte», sagt Frédéric Aeby. 

Auf dem Turm der St. Nikolaus Kathedrale ist Fréderic Aeby bereits präsent – mit zehn Panoramatafeln. Darin versuche er die Seele Freiburgs mit Humor und Poesie zu verfassen, heisst es in einem Hinweis bei Freiburg Tourismus. Nun kommt in der Kathedrale etwas Mystisches hinzu.

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