Grossmünsterpfarrer: «Ich finde es gut, dass der Böögg auf der Teufelsbrücke verbrannt wird»

Auch heuer fällt das Zürcher Sechseläuten coronabedingt aus. Die Verbrennung des Bööggs findet trotzdem statt – am Montagabend auf der Teufelsbrücke im Kanton Uri. Der Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist, selber ein Zünfter, findet das gut.

Barbara Ludwig

Es gebe keinen anderen Ort, der sich für die Verbrennung des Schneemanns besser eignen würde, sagte Christoph Sigrist am Montag auf Anfrage von kath.ch. «Zum einen, weil Uri dieses Jahr der Gastkanton des Sechseläutens ist. Und zum andern, weil es in diesem Kanton keinen anderen Platz gibt, der so bekannt ist wie die Teufelsbrücke.»

Der Legende nach soll die erste Brücke über die Schöllenenschlucht vom Teufel errichtet worden sein. Und vom Böögg heisst es, je schneller der Kopf explodiert, desto rascher beginne der Sommer. Christoph Sigrist findet allerdings, die Teufelsbrücke und der Böögg hätten nichts gemeinsam. Bei der Verbrennung des Bööggs handle es sich um einen Brauch, der Bestandteil eines Volksfestes sei. Mit Aberglaube habe dieser Brauch gar nichts zu tun.

«Das ist eine Legende, die für Sie als Journalisten sehr spannend ist.»

Niemand halte für wahr, dass die Verbrennungsdauer tatsächlich in einem Zusammenhang stehe zum Wetter, sagt Sigrist. «Das ist eine Legende, die für Sie als Journalisten sehr spannend ist und die jedes Jahr wieder auftaucht.»

Auch an die Sage von der Teufelsbrücke glaube niemand. «Den Wilhelm Tell gibt es ja auch nicht. Trotzdem braucht es die Sagen, weil daraus eine Volksseele genährt wird», so der Grossmünsterpfarrer.

Sechseläuten gehört zur Familientradition des Pfarrers

Christoph Sigrist nimmt in normalen Jahren am Umzug der Zünfte teil. Seit 2011 gehört er der Zunft Hottingen an. «Ich bin ein Züribueb. Weil ich hier aufgewachsen bin, habe ich einen Zugang zum Sechseläuten.» Zudem sei sein Grossvater Mitbegründer der Zunft zur Letzi gewesen.

Doch Zeit, um die Verbrennung des Bööggs am Fernsehen mitzuverfolgen, hat der Grossmünsterpfarrer wahrscheinlich nicht. Seine Verpflichtungen als Pfarrer liessen ihm dazu keine Zeit. Schlimm sei dies nicht. «Ich kann ja nächstes Jahr wieder zuschauen.»

Live-Übertragung am Fernsehen

Die Verbrennung des Bööggs in der Schöllenenschlucht findet ohne Publikum statt. Die Kantonsstrasse von Göschenen nach Andermatt sei polizeilich gesperrt und das ganze Gelände weiträumig abgesperrt, heisst es auf der Homepage des Sechseläutens. Dazu die Ermahnung: «Bleiben Sie zu Hause.» Es gibt eine Live-Übertragung ab 17 Uhr 50 auf Schweizer Radio und Fernsehen SRF sowie den privaten Fernsehsendern Telezüri und Tele1.

Schon zum zweiten Mal macht Corona dem traditionellen Zürcher Frühlingsfest einen Strich durch die Rechnung. Im vergangenen Jahr wurden der Kinderumzug am Sonntag, der Umzug der Zünfte am Montag, dem Sechseläutentag, abgesagt, ebenso die Verbrennung des Bööggs.

Erstmals Verbrennung des Bööggs ausserhalb von Zürich

Doch heuer soll wenigstens der Schneemann verbrannt werden – erstmals nicht in Zürich, sondern auf der Teufelsbrücke im Kanton Uri. Dies teilten der Kommunikationsverantwortliche des Zentralkomitees der Zürcher Zünfte (ZZZ) und das Urner Landammannamt im März mit. Die mehrmals erneuerte Brücke über die Schöllenenschlucht sicherte seit jeher die Verbindung zwischen Göschenen und Andermatt, wird heute aber von einer zusätzlichen Autostrassenbrücke überwölbt.


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https://www.kath.ch/newsd/grossmuensterpfarrer-ich-finde-es-gut-dass-der-boeoegg-auf-der-teufelsbruecke-verbrannt-wird/