Multimedia-Show «Niklaus und Dorothee Alive»: Wenn die Grosse Melchaa durchs Schwimmbad fliesst

Seit zehn Jahren wird das Schwimmbad des Klosters Bethanien in St. Niklausen OW nicht mehr genutzt. Ab Juni 2023 soll dort die Geschichte von Bruder Klaus und Dorothee Wyss erzählt werden – wenn der Verein Bethanien genügend Geld zusammenbringt.

Barbara Ludwig

Die Halle liegt im Untergeschoss des Klosters Bethanien. Seitenfenster hat es keine. Durch einige Milchglasfenster an der Decke dringt spärliches Tageslicht herein. Das Schwimmbecken ist leer – schon lange.

Auch das Gästehaus des Klosters Bethanien war im vergangenen Jahr wochenlang leer, im Lockdown durften keine Gäste empfangen werden. «Wir hatten deshalb Zeit, uns Gedanken über die Zukunft des Hauses zu machen – und über das Schwimmbad», sagt Silvère Lang.

Der 61-jährige Franzose und seine Frau Anny Lang sind Mitglied der Gemeinschaft Chemin Neuf. Diese führt das Gästehaus des Klosters Bethanien seit 2012 und stellt sich die Frage: «Wie könnte aus dem ungenutzten Schwimmbad ein Plus für das Haus und die Region werden?»

«Die neuen Erkenntnisse über das Ehepaar haben uns sehr berührt.»  

Nun ist die Gemeinschaft einen Schritt weiter: Im Schwimmbad soll eine Multimedia-Ausstellung über den Mystiker Niklaus von Flüe und seine Frau Dorothee Wyss gezeigt werden.

Projektleiter Silvère Lang betont, die Idee sei im Austausch zwischen ihm und seiner Frau Anny entstanden. «Die neuen Erkenntnisse über das Ehepaar haben uns sehr berührt: Niklaus konnte viel umfassender auf Dorothees Unterstützung zählen, als man bisher ahnte.»

Lang räumt ein, dass Dorothee einen Preis dafür bezahlen musste, damit ihr Mann seiner religiösen Berufung folgen konnte: Er liess sie sitzen.

«Als er sich nach über zweijährigem Ringen entschied, aus dem gemeinsamen Haus auszuziehen, hat sie bestimmt unterschiedliche Gefühle durchlebt.» Aber es stehe fest, dass Dorothee Ja gesagt habe zur Berufung ihres Mannes. Dies sei durch historische Dokumente belegt.

Ein Paar mit gemeinsamer Berufung

«Damals durften ein Ehemann oder eine Ehefrau ihre Familie nämlich nicht ohne die Erlaubnis des anderen verlassen.» Dorothee habe Bruder Klaus immer wieder im Ranft besucht und ihn gepflegt, als er im Sterben lag. Mit seinem Auszug aus dem Haus sei ihre Ehe nicht zu Ende gewesen.

Für Silvère Lang ist klar: «Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss hatten als Paar eine gemeinsame Berufung.» Ohne Dorothee hätte Bruder Klaus seinen Weg als Mystiker und Friedensförderer nicht gehen können. Diesen Aspekt wolle man mit der Multimedia-Ausstellung «Niklaus & Dorothee Alive» dem Publikum vermitteln – durch Musik, Naturgeräusche, Farben und Animationen.

Obwaldner Landschaft und Ranftschlucht

Statt Chlorwasser sollen zum Beispiel die Fluten der Grossen Melchaa das Becken füllen. Das ist der Fluss, der unweit von St. Niklausen durch die Ranftschlucht fliesst und dessen Rauschen das Leben des Einsiedlers begleitete. Silvère Lang zeigt am Computer, wie dereinst die Entstehung der Obwaldner Landschaft und der Ranftschlucht mit Hilfe von Animationen dargestellt werden könnte.

Für das Projekt braucht es eine Sanierung des in die Jahre gekommenen Schwimmbads. Insbesondere muss die beschädigte Betoninfrastruktur verstärkt werden. Die Wände sollen weiss gestrichen werden. Ebenso das Becken, das als solches erhalten bleibt. «Die Wände und das Becken werden als Projektionsfläche für die Bilder dienen», erklärt Silvère Lang.

Beschauliches Tempo statt Überflutung

Für die Multimedia-Show braucht es viel Technik. So sollen 32 Beamer an die Decke montiert werden, die die Bilder an neun verschiedene Orte im Schwimmbad projizieren können. Einen Input für das Projekt habe «Van Gogh Alive» geliefert, eine immersive Multimedia-Ausstellung über den niederländischen Maler und Zeichner van Gogh, erzählt Silvère Lang.

«Van Gogh Alive» wurde an zahlreichen Orten der Welt gezeigt, auch in Zürich. Lang schwebt für die Show über das Ehepaar, das im 15. Jahrhundert lebte, allerdings ein langsameres Tempo vor. «Als ich aus der Ausstellung über van Gogh kam, war ich irgendwie unzufrieden. Der Grund war, dass zu viele Informationen gleichzeitig gezeigt wurden. Das überfordert den Zuschauer.»

Die Lösung sei, immer nur eine wichtige Information aufs Mal zu geben. «Daneben gilt es, im Raum eine Stimmung zu schaffen, die diese Information unterstützt.»

Vom Ölbild zum bewegten Digitalbild

Projektleiter Silvère Lang ist Filmregisseur. Der Franzose hat rund 50 Dokumentarfilme gedreht und wird auch das Drehbuch für die Ausstellung schreiben, wenn genügend Mittel beisammen sind und das Projekt starten kann.

«Der Maler wird in die Ranftschlucht hinabsteigen.»

Engagiert hat er den Schweizer Digitalkünstler Nicolas Imhof und den französischen Maler Olivier Desvaux. «Für die ganze Geschichte brauchen wir etwa 60 Ölbilder», sagt Lang. Die Fresken bilden die Basis der Ausstellung.

Ziel sei, dass die Bilder vor Ort entstünden – in der realen Welt von Bruder Klaus und Dorothee Wyss. «Olivier Desvaux wird also in die Ranftschlucht hinabsteigen. Dort wird er die Melchaa malen und Bruder Klaus und Dorothee an der Melchaa.» Die Fresken würden anschliessend in einer sehr hohen Auflösung fotografiert, um dann von Nicolas Imhof am Computer in bewegte Bilder verwandelt zu werden.

Wer die Musik zur Ausstellung machen wird, will Silvère Lang nicht verraten. Er sei mit mehreren Musikern im Kontakt. Lang gibt nur Folgendes preis: Ein junger Obwaldner Komponist werde einen Teil der Musik kreieren, eine Mischung zwischen Klassik und Jodel. «Wichtig ist für mich, dass auch mit dem Ton eine lokale Prägung in die Geschichte von Bruder Klaus und Dorothee kommt.»

Sponsoren gesucht

Im Moment müssen sich die Künstler jedoch noch gedulden – auch Regisseur Lang. Im Vordergrund steht zurzeit die Suche nach Sponsoren. Das Projekt werde nur umgesetzt, wenn die Finanzierung gesichert sei, sagt Lang.

Die gesamten Kosten inklusive Gebäudesanierung belaufen sich auf rund 1,7 Millionen Franken. Der Verein Bethanien, der zur Gemeinschaft Chemin Neuf gehört, wird 150’000 Franken beisteuern und Eigenleistungen in der Höhe von 100’000 Franken erbringen. Der Entscheid über die Umsetzung wird laut Lang im Juni 2022 gefällt.

Erste Zusagen für finanzielle Unterstützung hat der Projektleiter jedoch bereits erhalten, unter anderem von der Gemeinde Kerns, dem Birchermüesli-Hersteller Bio-Familia in Sachseln OW und der Inländischen Mission.

Ideelle Unterstützung durch Basler Bischof

Zudem gibt es die ideelle Unterstützung durch den Förderverein Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss. Franz Enderli, der frühere Landammann des Kantons Obwalden, ist Präsident des Fördervereins. Auch der Basler Bischof Felix Gmür steht hinter dem Projekt. Im Werbeprospekt für die Multimedia-Ausstellung ist ein Schreiben von Gmür abgedruckt, in dem dieser das Gästehaus des Klosters Bethanien für eine grosszügige Unterstützung empfiehlt.

Für Pilger und Touristen

Erreichen wolle man mit dem Projekt nicht nur die klassischen Ranft-Pilger, sagt Silvère Lang. Sondern auch Schulklassen und Touristen.

Wenige Autominuten vom Gästehaus entfernt liegt die Strasse, die zum Winter- und Sommersportort Melchsee-Frutt hinaufgeht. «Wenn es so weit ist, soll dort ein Schild auf die Ausstellung bei uns aufmerksam machen.» Laut Silvère Lang begrüsst Obwalden Tourismus die Pläne für die Multimedia-Ausstellung über Bruder Klaus und Dorothee Wyss.


Warum ein Pater Bruder Klaus und Dorothee als Paar verehren möchte

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/multimedia-show-niklaus-und-dorothee-alive-wenn-die-grosse-melchaa-durchs-schwimmbad-fliesst/