Courage für das Andere

Gisela Blau: Meine erste persönliche Bekanntschaft mit Hans Küng datiert vom 18. Dezember 1979. Es war der für ihn niederschmetternde Tag, an dem Papst Johannes Paul II. dem Schweizer Theologie-Professor die Lehrbefugnis auf Lebzeiten entzog. Ich rief ihn in Tübingen an und wollte einen Termin vereinbaren. Wir hatten schon früher telefonischen Kontakt gehabt, in Tübingen oder in seinem Urlaub in luzernischen Sursee am Sempachersee. Küng sagte, ich solle nicht kommen, er werde keine Zeit finden. Was mich nicht davon abhielt. Einer seiner Studenten berichtete, es werde eine Kundgebung vor der Kirche und auch eine in der Aula der Universität geben. Im Schein von Fackeln skandierten die aufgebrachten Studenten im Tübinger Dialekt: «Advent, Advent, dä Vatikan dä spennt!» In der Aula bekam Küng ein paar Blumen, und er sprach an beiden Orten zu seinen Studenten Klartext. Zu mir übrigens auch. Er nannte die Entscheidung des Papstes einen Skandal. Und er bedauerte, dass die Kirche, die sich auf Jesus Christus berufe, noch immer die Inquisition ausübe.

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