Kloster St. Gallenberg: Menschen fürs Mitbeten gesucht

Die Benediktinerinnen im Kloster St. Gallenberg bemühen sich, ihr Leben nach dem Ideal der Ewigen Anbetung auszurichten. Warum dieser heilige Dienst rund um die Uhr nicht mehr möglich ist, erklärt Äbtissin Ancilla Zahner.

Claudia Koch

Hoch über der Glattmündung in die Thur bei Oberbüren liegt das Kloster St. Gallenberg. Die Glattburg, so der ursprüngliche Name, wurde als wehrhaftes Schloss erbaut und 1781 zu einem Kloster umgestaltet. Wie gross der Gebäudekomplex ist, wurde Äbtissin Ancilla Zahner erst kürzlich wieder bei einer Drohnenaufnahme so richtig bewusst.

«Das Kloster hat viele Räume, viele Treppen und so viele Fenster, die geputzt werden müssen», sagt die 51-jährige Toggenburgerin lachend. Eine zeitaufwendige Arbeit, die gut geplant werden muss.

Denn die siebenköpfige Benediktinerinnengemeinschaft wendet viel Zeit für das Beten, konkret für die Ewige Anbetung, auf. «Dies war der Gründungszweck des Klosters. Dafür steht unser Kloster auch heute noch», sagt die Äbtissin.

Das Kloster inspirierte fast alle umliegenden St. Galler Klöster mit ihrer Ewigen Anbetung. Sie legt die Betonung aber heute lieber auf Anbetung, statt auf Ewig. Denn die Anzahl der Schwestern ist zu klein, um diesen Dienst aus den eigenen Reihen aufrecht zu erhalten.

Zwar hätten sie seit 1999 Gläubige von aussen, die sich an der Ewigen Anbetung beteiligen, sagt Schwester Ancilla. Aber auch diese Menschen werden älter oder können ihren Dienst aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr absolvieren.

Machen, was möglich ist

So bleibt auf ihrem Einsatzplan auch mal eine Stunde leer, vor allem nachts. «Die Anbetungsstunden in der Nacht sind streng», weiss sie aus eigener Erfahrung. Dass die Anbetung rund um die Uhr, das Ideal der Klostergemeinschaft, nicht mehr möglich ist, bereitet ihr aber kein Kopfzerbrechen. Schwester Ancilla sagt dazu: «Wir machen einfach das, was wir können.»

Sie hat sich gar überlegt, ein Inserat zu schalten, um auf diese Weise die Lücken zu füllen. Doch scheint ihr dieser Weg zu zeitintensiv und zu unsicher. Denn die Menschen für die Anbetung müssen vertrauensvoll sein und zu ihnen passen. Deshalb sei Mund-zu-Mund-Propaganda die beste Werbung. Sie legt ihr Anliegen in Gottes Hand: Er soll schauen, dass es weitergeht.

Anliegen werden ins Gebet aufgenommen

Der Tagesablauf während der Fastenzeit ist gleich wie sonst. Spezielle Fastenangebote für Aussenstehende gibt es nicht. Die Klosterfrauen sind aber das ganze Jahr über für die Anliegen der Menschen da. Per Telefon, per Briefpost oder per Mail. Die Anliegen werden bei Bedarf ins Gebet aufgenommen.

Besonders jetzt, während der Pandemie, hätten die schriftlichen und telefonischen Kontakte zugenommen, bestätigt Schwester Ancilla. Sie sieht die Coronazeit als eine Art Fastenzeit. Die Menschen müssen sich zurücknehmen, verzichten. Das fällt ihr auf, obwohl sie wenig Kontakt mit Aussenstehenden hat. Auch die Kirche beim Sonntagsgottesdienst ist mit rund 30 Leuten nur zu einem Drittel gefüllt. Das sei aber besser so als gar kein Gottesdienst.

Hostien von Hand hergestellt

Was leider ganz wegfällt, sind die Besuche der Erstkommunionklassen. Denn im Kloster befindet sich nebst einem kleinen Laden auch eine Hostienbäckerei. Fast die einzige schweizweit, in der noch alles von Hand gemacht wird.

So können die Erstkommunikanten nicht nur miterleben, wie Schwester Scholastika den Teig aus Wasser und Mehl mit einem heissen Eisen zu Hostien presst. Sie können Schwester Petra auch allerlei Fragen zum Klosteralltag stellen, die die ehemalige Lehrerin mit Freude beantwortet.


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