Weihbischof Theurillat war Anwalt der Frauen und der Jugend

Jugend und Frauen: Der scheidende Basler Weihbischof hatte zu beiden einen guten Kontakt. Nun geht Denis Theurillat. Bezüglich der Nachfolge der beiden Basler Weihbischöfe, neben Theurillat auch Martin Gächter, befindet sich der Basler Bischof in einer Zwickmühle.

Georges Scherrer

Tausenden jungen Katholikinnen und Katholiken ist Denis Theurillat bestens bekannt. Der Basler Weihbischof begleitete als Jugendbischof die jungen Schweizer Katholiken an mehrere Internationale Weltjugendtreffen. Auch den katholischen nationalen Jugendbegegnungen blieb er nicht fern. Zur Jugend fand er den Faden.

Von 2000 bis 2012 war er Schweizer Jugendbischof. 2004, anlässlich des Besuches von Papst Johannes Paul II. in der Schweiz, ermöglichte er ein historisches Treffen zwischen 20’000 Jugendlichen und dem Pontifex in der Berner Eishalle. Denis Theurillat ist französischsprachig. Er wurde 1950 in Epauvillers im heutigen Kanton Jura geboren.

Vertreter der Bischöfe

Von 2011 bis 2015 war der Jurassier zudem Mitglied des Präsidiums der Schweizer Bischofskonferenz (SBK). In dieser Funktion kam er an verschiedenen Fronten zum Einsatz. Er übernahm das Präsidium der Arbeitsgruppe «Gender» und vertrat die katholische Kirche in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AGCK). Er nahm als Vertreter der Bischöfe zudem an der jährlichen Delegiertenversammlung des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF) teil.

Es überrascht also nicht, dass der Weihbischof das Präsidium des Frauenrates der Bischofskonferenz übernahm. In dieser Funktion musste er eine Brücke zwischen den Forderungen katholischer Frauen in der Schweiz und der Position der Bischöfe schlagen.

Frauenbund-Präsidentin Simone Curau-Aepli erklärte damals gegenüber kath.ch, die offene Haltung des Weihbischofs habe das Treffen mit den Bischöfen erst möglich gemacht. Bei den Diskussionen ging es um für die katholische Kirche heikle Themen wie der Weihe für Frauen.

Theurillat preschte nicht vor. Er hielt aber gegenüber kath.ch fest: «Die Fakten liegen auf dem Tisch, die Zeit ist reif.» Er schlug vor, dass die Bischöfe aus aller Welt zusammenkommen und über die Forderungen der Frauen debattieren.

Wunsch nach Konzil

Die Frauenfrage solle Papst Franziskus nicht alleine regeln. «Sonst erleben wir ein Schisma», warnte Theurillat. Am Konzil würde er gerne als Bischof teilnehmen. «Und falls ich das nicht mehr erlebe, schaue ich halt vom Himmel aus zu.»

Beim nächsten Ad-limina-Besuch der Schweizer Bischöfe wollte er Papst Franziskus persönlich über den Dialog mit den Frauen informieren. Dazu kommt es nicht mehr.

Fall vom Podest – Arm gebrochen

Im vergangenen Herbst, mitten in den Diskussionen mit dem katholischen Frauenbund, kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall. An einer Veranstaltung der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz in Bern stürzte er bei einem unglücklichen Schritt von der Bühne und musste hospitalisiert werden.

Der Sturz führte zu seinem Rücktrittsentscheid: «Das anspruchsvolle Bistum Basel mit den vielen Spannungsfeldern rund um die Kirchenentwicklung verlangt viel Kraft. Ein Unfall im letzten Herbst war für mich ein Zeichen, leiser zu treten. Aber auch als Emeritus werde ich ein ‘Happy Bischof’ bleiben!», lässt sich der zurückgetretene Weihbischof über Bistumssprecher Hansruedi Huber zitieren.

Wie weiter mit den Weihbischöfen?

Heute steht Diözesanbischof Felix Gmür ohne Weihbischof da. Martin Gächter trat am 22. Dezember 2014 zurück. Theurillat jetzt. Für beide wurde bisher kein Nachfolger ernannt. Pikant an der Sache ist: Das Bistum hat das Anrecht auf zwei Weihbischöfe. Einer wird durch den Papst bestimmt, der zweite durch den Diözesanbischof.

Gächter wurde von Rom ernannt, Theurillat als Konkordatsbischof von Bischof Kurt Koch. «Nach eingehenden Gesprächen und Briefen hat der Heilige Stuhl deshalb für diesmal mein Vorgehen, nur einen Kandidaten vorzuschlagen, gutgeheissen», sagte Koch am 18. April 2000 gegenüber der Diözesankonferenz und betonte gleichzeitig: «Die offenen Fragen des Konkordats sind nicht gelöst».

Bischof Felix Gmür hat auf einen Nachfolger von Martin Gächter verzichtet, weil er befürchtete, dass der Papst dem Bistum einen nicht genehmen Weihbischof gibt. Im Fall von Theurillat kann Gmür seinen Kandidaten vorschlagen.


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