Henrici versus Grichting, Lichtmess, Synodaler Weg: Was diese Woche wichtig wird

Seit der geplatzten Bischofswahl ist es verdächtig ruhig im Bistum Chur. Generalvikar Martin Grichting und Weihbischof Peter Henrici versuchen, ihren Einfluss in Rom geltend zu machen.

Raphael Rauch

Seit Wochen könnte das Bistum Chur einen neuen Bischof haben, zum Beispiel den Offizial Joseph Bonnemain (72). Doch Generalvikar Martin Grichting (53) und seine Getreuen liessen die Wahl platzen. Ein Affront gegenüber Papst Franziskus, der dem Churer Domkapitel drei valable Kandidaten auf dem Silbertablett präsentiert hatte.

Grichting und Henrici als Influencer

Seitdem ist es verdächtig ruhig geworden. Der Apostolische Administrator des Bistums, Bischof Peter Bürcher (75), musste in Rom vorstellig werden, um dem Papst über die gescheiterte Wahl zu berichten. Die eigentlichen Strippen im Hintergrund ziehen aber andere.

Auf der einen Seite ist der erzkonservative Generalvikar Martin Grichting. Er hat seit Studienzeiten einen guten Draht zu Georg Gänswein (64), dem Sekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Allerdings ist Gänswein seit knapp einem Jahr entmachtet. Ob er sich vor Grichtings Karren spannen lässt, ist fraglich.

Kardinal Ouellet ist Henricis Schüler

Auf der anderen Seite ist der emeritierte Weihbischof von Chur, Peter Henrici (92). Der Jesuit lehrte lange Zeit in Rom und ist dort bestens vernetzt.

Einer seiner Schüler hat eine Schlüsselposition bei der Bischofsernennung: Kardinal Marc Ouellet (76), der Präfekt der Bischofskongregation im Vatikan. Ideologisch dürfte der kanadische Kardinal Martin Grichting näherstehen als dem liberalen Peter Henrici. Doch wer kann seinem Doktorvater schon einen Wunsch abschlagen?

Zumal die beiden auch Vieles verbindet: Trotz ideologischer Differenzen haben Henrici und Ouellet gemeinsam über den Schweizer Theologen Hans Urs von Balthasar publiziert.

Lepori als Bischof, Bonnemain als Weihbischof?

Peter Henrici wirbt hinter den Kulissen für Mauro-Giuseppe Lepori (61), den Generalabt der Zisterzienser. Ein mögliches Szenario wäre: Lepori soll Bischof von Chur werden – und Offizial Bonnemain Weihbischof.

Damit wäre die Rollenverteilung klar: Lepori stünde als Brückenbauer dem Bistum vor, übernähme Firmungen, liturgische und repräsentative Termine. Joseph Bonnemain hingegen würde im Hintergrund das Bistum aufräumen und «die Drecksarbeit erledigen», wie ein Insider sagt.

Mariä Lichtmess – es geht aufwärts

Am Ende kommt es wohl ganz anders. Insider sind sich sicher: Solange es keinen neuen Nuntius gibt, gibt es auch keinen neuen Bischof. Aus Berner Diplomaten-Kreisen ist zu hören, dass noch kein Akkreditierungswunsch vorliegt. Warten wir also weiter ab.

Doch die Hoffnung ist gross, dass es aufwärts geht mit dem Bistum Chur. Es geht aufwärts – das ist auch die Botschaft von Mariä Lichtmess. Dieses Fest feiern wir morgen, am 2. Februar. Die Tage werden länger. Eine alte Bauernregel besagt: «Maria Lichtmess, bei Tag z’Nacht gess.»

In Davos steht der Christbaum bis Lichtmess

Früher endete mit Mariä Lichtmess die weihnachtliche Festzeit. Mit der Liturgie-Reform wurde die Weihnachtszeit von 40 Tagen auf zwei bis drei Wochen verkürzt – bis zur Taufe Christi, dem Sonntag nach Dreikönig.

In manchen Kirchen dürfen trotzdem bis zum 2. Februar Krippe und Weihnachtsbäume ausharren. So etwa in Davos. Der aus dem Allgäu stammende Dekan Kurt Susak schätzt den alten Brauch, erst an Lichtmess die Weihnachtszeit ausklingen zu lassen.

Ich werde morgen Abend Crêpes machen. Während meines Studiums in Frankreich habe ich die Tradition kennen gelernt, an «La Chandeleur» Crêpes zu backen. Warum es dieser schöne Brauch nicht in die Westschweiz geschafft hat, konnte mir bislang noch niemand schlüssig erklären.

Blasius-Segen und Synodaler Weg

Auf Lichtmess folgt der Gedenktag des Heiligen Blasius. Er soll bei Atemwegserkrankungen Wunder wirken. In Zeiten, da eine Lungenkrankheit die Welt in Atem hält, hat der Blasius-Segen eine ganz besondere Bedeutung.

Hinzu kommt am 5. Februar die Heilige Agatha. Dekan Kurt Susak wird beim Bäcker in Davos zwecks Segen erwartet. Ein schöner Brauch, die Agatha-Brötli und Agatha-Ringli.

Von Donnerstag an wird der Synodale Weg in Deutschland fortgesetzt. Coronabedingt online. Von der Schweiz wird RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch die Debatten als Beobachter verfolgen. Weihbischof Alain de Raemy, der zusammen mit Kosch zum Auftakt in Frankfurt mit dabei war, musste sich wegen Terminschwierigkeiten abmelden.

Acht Schweizer Frauen berichten über ihre Berufungen

Eine prominente Figur des Synodalen Wegs ist Schwester Philippe Rath. Die resolute Benediktinerin hat ein Buch herausgegeben, das heute erscheint. Es bündelt 153 Texte: 150 von Frauen, drei von Männern.

Der Titel des Buches lautet: «Weil Gott es so will. Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin». Aus der Schweiz machen acht Frauen mit: Barbara Feichtinger (*1967), Maria Klemm (*1949), Claudia Mennen (*1963), Renate Put (*1944), Hella Sodies (*1980), Hildegard Schmittfull (*1945), Jacqueline Straub (*1990) und Gabriele Zimmermann (*1958).

«Das katholische Korsett»

Meine Kollegin Eva Meienberg hat mit Jacqueline Straub gesprochen. Und mit Imelda Abbt, die zwar nicht im Buch vorkommt, dafür aber in dem Film «Das katholische Korsett». Er ist kostenlos in der SRF-Mediathek zu sehen.

Wir planen in der Fastenzeit eine Serie zum Thema Klöster: 40 Tage – 40 Klostergeschichten. Wir möchten nicht nur über das benediktinische Dreieck Einsiedeln, Mariastein und Fahr berichten, sondern auch kleine, unbekannte Kongregationen zu Wort kommen lassen.

40 Klostergeschichten zur Fastenzeit

Welche Klostergeschichten würden Sie interessieren? Welche Nonne, welchen Mönch finden Sie besonders spannend? Wir freuen uns über Hinweise an rauchzeichen@kath.ch.

Einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch


Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/henrici-versus-grichting-lichtmess-synodaler-weg-was-diese-woche-wichtig-wird/