Wenn Fahrspass dem Klima hilft

Konsum und Klimaschutz schliessen sich nicht aus, findet Pfarrer Josip Knežević. Er fährt einen Tesla – und hat noch andere Ideen, um die Schöpfung zu bewahren.

Ueli Abt

Das Auto hat Kraft. Das Beschleunigen ist im Magen spürbar. Ein Überholmanöver, obwohl die Gegenfahrbahn nach Augenmass eines herkömmlichen Autofahrers schon durch ein nahendes Fahrzeug gefühlt blockiert ist? Kein Problem mit dem Tesla.

Route entlang der Ladestationen

Rund 450 PS hat das Kraftpaket auf vier Rädern. «Ausgeschöpft habe ich das bislang noch nicht», sagt Pfarrer Josip Knežević mit einem Lächeln. Bei einer Fahrt in der Umgebung von Rüschlikon ruft er auf dem A4-grossen Bildschirm am Armaturenbrett rasch ein paar Einstellungen ab.

Er zeigt, wie das Auto auf längeren Fahrten eine Route entlang von so genannten «Supercharger»-Stromtankstellen errechnet. Diese gehören zu einem tesla-eigenen Netz von Ladestationen, welche den Autoakku besonders rasch laden. «Nach 20 Minuten ist er wieder zur Hälfte gefüllt», sagt Knežević.

«Beim CO2-Ausstoss meines alten VW Touareg war es mir zunehmend unwohl.»

Der Pfarrer fährt gern Auto, die moderne Technologie macht ihm Spass. Bei seinem persönlichen Ausstieg aus den fossilen Treibstoffen – mindestens beim Autofahren – ging es ihm natürlich auch um den Klimaschutz.

«Beim CO2-Ausstoss meines alten VW Touareg war es mir zunehmend unwohl», sagt Knežević. Als das Auto nicht mehr fahrtüchtig war, habe er deshalb nach einer neuen Lösung gesucht. Er rechnete nach und kam zum Schluss: Ein Tesla – stolze 128’000 Franken kostete die Investition – würde sich über die Jahre gesehen auch finanziell lohnen.

Nicht ganz so gut wie die Werbung

Mit dem Tesla habe er eine Reichweite von etwa 350 Kilometern. «Offiziell heisst es 400, doch in der Werbung ist es immer etwas mehr als in der Realität», so Knežević. Da der Kroate aus Bosnien regelmässig seine Verwandten im Heimatland besucht, sei ein anderes Elektro-Auto mit geringerer Reichweite nicht in Frage gekommen.

Zugegeben, Umweltschutz müsse man sich erst einmal leisten können, sagt Knežević. Doch daraus ergebe sich auch eine Verantwortung für seine Pfarrei in der wohlhabenden Zürichseegemeinde Rüschlikon. Klar war für den 56-Jährigen denn auch, dass die Pfarrei nachhaltigen Strom bezieht.

«Es hiess, aus der Steckdose komme ja sowieso Atomstrom.»

Doch bei seinen Bestrebungen, das Pfarreizentrum nachhaltiger zu machen, kam es intern zu Diskussionen. «Es hiess, aus der Steckdose komme ja sowieso Atomstrom», sagt Knežević. Doch dieses Argument machte für ihn keinen Sinn. «Mit dem grünen Stromprodukt fördern wir die Entwicklung nachhaltiger Energie.»

Mit Wärmebildkamera Energielecks aufgespürt

Knežević veranlasste zudem, dass Spezialisten die Isolation des Pfarreigebäudes mit einer Wärmebildkamera unter die Lupe nahmen. Ergebnis: Die Isolation war schlecht. «Seit wir die Isolation verbessert haben, sparen wir viel Energie.» Ehrensache auch, dass die Pfarrei an Anlässen Fairtrade-Kaffee ausschenkt und die Angestellten Kaffee trinken, der in biologisch abbaubaren Umhüllung – statt in der herkömmlichen Alukapsel – gespeichert wird.

Geniessen und Rücksicht nehmen: Das soll nach Ansicht von Knežević kein Gegensatz sein. Und dies nicht nur beim Kaffeetrinken, sondern auch auf der Strasse. «Im Tesla kann ich kroatische Musik streamen», sagt der Pfarrer mit einem Lächeln. Denn das Auto bleibe stets in Verbindung zum Internet. Auch die Autokonstrukteure behielten dabei die Verantwortung im Auge: TV-News kann man im Tesla nur schauen, wenn das Auto steht.


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https://www.kath.ch/newsd/der-tesla-pfarrer-wenn-fahrspass-dem-klima-hilft/