Walliser trauern um ihren Kardinal

Henri Kardinal Schwery ist ein Leben lang mit seiner Heimat Saint-Léonard VS verbunden gewesen. Am Sonntag war sein Sarg in der Pfarrkirche aufgebahrt. Viele Menschen nahmen Abschied von ihrem Kardinal. Er wird auch in Saint-Léonard beerdigt – und nicht in der Kathedrale in Sitten.

Vera Rüttimann

Am 7. Januar ist Henri Kardinal Schwery im Pflegeheim Le Carillon in Saint-Léonard gestorben. Sein Tod beschäftigt die Weltkirche. Auch Papst Franziskus kondolierte.

Und sein Tod beschäftigt das Bistum Sitten. Hier war er 18 Jahre lang Bischof. Und wäre er nicht krank geworden, hätte er das Bischofsamt noch länger ausüben können.

Aufgebahrt in seiner Heimatpfarrei

Viele Gläubige im Wallis möchten von ihrem Kardinal Abschied nehmen. Coronabedingt können sie nicht am Abdankungsgottesdienst teilnehmen. Es gilt eine Obergrenze von maximal 50 Menschen pro Gottesdienst.

Entsprechend nutzen sie die Möglichkeit, am aufgebahrten Sarg in der Pfarrkirche Saint-Léonard dem Kardinal Adieu zu sagen.

Abdankung am Fusse des Weinberges

Es ist ein herrlicher Sonntagmorgen mit bezaubender Bergkulisse und stahlblauem Himmel. Gleich neben der Pfarrkirche befindet sich ein idyllischer Friedhof am Fusse von Weinbergen. Hier wird Henri Kardinal Schwery bestattet werden.

Eigentlich werden Bischöfe in der Kathedrale beerdigt. Doch es war der ausdrückliche Wunsch des Kardinals, in Saint-Léonard seine letzte Ruhe zu finden.

Holzsarg vor dem Altarraum

Punkt 12 Uhr öffnet sich die Kirche – und die Menschen strömen hinein. Ordner müssen den Besucherstrom kanalisieren. In der Vorhalle liegen Kondolenzlisten, in die sich die Trauernden eintragen.

Aufgrund strenger Corona-Regeln wird genau gezählt, wie viele Menschen in der Kirche sind. Zu normalen Zeiten wäre die Bergkirche schnell proppenvoll. Viele verneigen oder bekreuzigen sich. Alle wollen einen Blick auf den aufgebahrten hellbraunen Holzsarg vor dem Altarraum werfen.

Erinnerungen an den Priester und Kardinal

Der Sarg erinnert an den Kardinal und sein Wirken als Christ und Priester. Links brennt eine grosse Taufkerze. Rechts ist der Sarg, flankiert von einem grossen Holzkreuz, auf dem der Name sowie sein Geburts- und Todesjahr zu sehen sind.

Am oberen Ende des Sarges ist eine Mitra platziert – in Erinnerung an sein Bischofsamt. Unter einem schlichten Kruzifix folgen eine Stola und ein Kelch – ein Verweis auf sein Priesteramt.

Gelbe und orangene Sonnenstrahlen

Das sonnige Wetter sorgt für eine Stimmung, die eher dem Ostermorgen als dem Karfreitag gleicht. Gelbe und orangene Strahlen der Kirchenfenster tauchen das Gotteshaus in ein österliches Licht.

Bis zum Abend kommen die Leute und tragen sich in das Kondolenzbuch ein. Manche nehmen noch ein Buch mit, das Kardinal Schwery verfasst hat.

Neffe schwärmt von seinem Onkel

Damit alles seinen geordneten Gang geht, ist Bernhard Schwery vor Ort. Der Neffe des Kardinals würdigt den verstorbenen Altbischof als «volksnahen Bischof, der sein Ohr nahe bei Anliegen der Leute hatte».

Er schwelgt in Erinnerungen an seinen berühmten Onkel. Als studierter Phyisiker habe er sich bis zuletzt für das Universum interessiert. «Die Konstellation der Sterne zueinander hat mir mal mit Orangen erklärt», sagt Bernhard Schwery.

«Anerkannt und geschätzt»

Einige seiner Erinnerungen hat er ins Kondolenzbuch geschrieben. Am Abend ist das Buch gut gefüllt. Ein Mann sagt beim Verlassen der Kirche: «Es ist eindrücklich zu sehen, wie anerkannt und geschätzt Kardinal Schwery war.»

Eine Frau, die einmal Autostopp machte und von Kardinal Henri Schwery prompt in seinem Auto weiter transportiert wurde, ist auch da. Sie sagt: «Als ich seine Todesnachricht las, war mir klar, dass ich an diesem Tag hierher kommen möchte.» Die Autofahrt muss angenehm gewesen sein – der Kardinal hatte einen fürchterlichen Ruf als Autofahrer.

Der Beerdigungsgottesdienst für Henri Kardinal Schwery wird heute, Montag, um 10.30 Uhr in der Kathedrale von Sitten stattfinden.


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