22. Dezember: Gastfreundschaft macht Freude

Gäste willkommen heissen und bewirten ist eine schöne Sache. Dabei kommt es weniger auf die Grösse des Menus als auf die Haltung des Gastgebers an. Ein kulinarisch-soziokultureller Gedankengang und ein Dessert-Rezept von Rolf Friedli*.

«Liebe geht durch den Magen.» Ich mag diesen Spruch. Und ich habe ihn im Lauf meines Lebens von immer wieder neuen Seiten kennengelernt. Vor 40 Jahren habe ich Koch gelernt. Gute Speisen zubereiten und schön anrichten war beruflicher Alltag. Dann rückte das Kulinarische längere Zeit in den Hintergrund. Doch heute steht es wieder im Zentrum meines Lebens. Privat und beruflich.

«Wo Menschen zusammenkommen, kommen sie weiter.»

Bei meiner Arbeit als soziokultureller Animator bei der katholischen Kirche Bern habe ich vielfältige Kontakte: Sitzungen, Beratung, Begleitung, Austausch, Zusammensein. Ganz egal worum es geht, ist mir dabei meine Rolle als Gastgeber immer wichtiger geworden. Denn ich bin überzeugt, wo Menschen, die zusammenkommen, sich wohl fühlen, kommen sie weiter. Miteinander.

So schaue ich, dass im Treff der Pfarrei frische Produkte bereitstehen. Dass bei einer Sitzung frisch gemahlener Bohnenkaffee serviert wird. Dass im Bistro im Quartier Kehrsatz, einem aktuellen Projekt unserer Fachstelle, die Besucherinnen und Besucher Spezialitäten aus ihren Herkunftsländern servieren können und so als Gäste selbst in die Rolle der Gastgeber schlüpfen können.

Welche Bedeutung das Zusammensein, der Austausch gerade in einem Quartier mit einem hohen Anteil Menschen mit Migrationshintergrund hat, zeigt die Arbeit in der soziokulturellen Animation deutlich. Dabei, und das habe ich in den letzten Jahren mit Freude wieder viel stärker gepflegt, spielt das Kulinarische eine wichtige Rolle.

«Es braucht vor allem Freiräume.»

Doch für ein regelmässiges Zusammensein, ein gemeinsames Essen, einen Ort, sich über «Gott und die Welt» auszutauschen braucht es vor allem Freiräume. Damit sind sowohl Räume drinnen wie auch gestaltbare Aussenräume gemeint. Und an dieser Gestaltung sollten die Quartierbewohnerinnen und -bewohner teilhaben können.

Doch ich stelle fest, dass dem in der Architektur, sei es bei Neubauten oder Sanierungen grosser Überbauungen, kaum Beachtung geschenkt wird. Hier sehe ich Handlungsbedarf. Und eine Aufgabe auch für uns Kirchen.

Kochen, backen, Menschen mit einem schönen Menü überraschen, das findet in dieser Zeit unter anderen Vorzeichen statt. Doch auch so lässt sich damit Freude bereiten – anderen Leuten und sich selbst.

«Liebe geht durch den Magen.» Das hat auch mit mir zu tun, mit Selbstliebe. In diesem Sinn präsentiere ich Ihnen gerne ein Rezept für ein feines Dessert, mit dem Sie sich selbst und Ihren Gästen Gutes tun. Schöne Weihnachten. (Aufgezeichnet von ms.)

* Rolf Friedli ist soziokultureller Animator und Mitglied es Teams der Fachstelle Kinder & Jugend der römisch-katholischen Kirche im Kanton Bern.

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