17. Dezember: Papst Franziskus ist für mich ein Hoffnungsträger

Advent heisst Warten – auf einen Corona-Impfstoff, auf US-Präsident Joe Biden, auf einen neuen Bischof in Chur – und auf Impulse von Papst Franziskus. «Ohne Hoffnung können wir nicht leben», meint Weihbischof Martin Gächter.

«Wir sind im Advent. Advent ist eine Zeit der Erwartung, der Hoffnung auf den Erlöser. Diese Hoffnung will uns Kraft geben, um weiter zu kommen. Im Advent 2020 sind überraschend einige neuen Hoffnungen aufgebrochen, zum Beispiel: Die Hoffnung auf einen guten Impfstoff gegen das Corona-Virus. Die Hoffnung auf einen neuen amerikanischen Präsidenten, der das zerstrittene Volk wieder zusammenführen und zu einem vertrauensweckendem Partner für alle Welt machen kann. Die Hoffnung auf einen guten Bischof im Bistum Chur. Dazu kommen viele persönliche Hoffnungen. Ohne Hoffnung können wir nicht leben!

Für die Menschen, für die Schöpfung

Seit sieben Jahren weckt unser Papst Franziskus viele Hoffnungen. Nun liegt es auch an uns, die grossen Hoffnungen zu verwirklichen. Mit seiner vielbeachteten Enzyklika «Laudato si’» hat er vor fünf Jahren auf zwei grosse Probleme unserer Zeit hingewiesen: Erstens: Mit grossem Fleiss sind die Menschen heute daran, unsere Erde, die Schöpfung Gottes, zu zerstören. Zweitens: Dadurch wird die grosse Mehrheit der Menschen immer ärmer. Beide Probleme gehören zusammen und müssen miteinander gelöst werden. Aber wie? Wie kann die immer grössere Kluft überwunden werden zwischen dem 1 % der Menschheit, das gleich viel besitzt, wie die restlichen 99 % zusammen?

Papst Franziskus lädt uns ein, Visionen zu entwickeln und Schritte zu wagen, damit die grossen Probleme, die ja von uns Menschen gemacht wurden, überwunden werden. Ich kenne neben Papst Franziskus niemanden, der es heute wagt, diese grossen Probleme unserer Zeit so klar zu benennen. Gleichzeitig rüttelt er uns auf, gute Schritte zur Lösung dieser Probleme zu wagen. Dazu ermuntert uns auch seine neue Enzyklika «Fratelli tutti», mit der er alle Menschen zu einer neuen Solidarität aufruft, damit die Reichen ihre Schätze mit den Armen teilen. Nur so können alle Menschen miteinander überleben.

Das Lebens-Geheimnis spendet Kraft

In der momentanen Corona-Krise können wir miterleben, wie auch bei uns wohlhabende Menschen plötzlich arm werden, weil die gewohnten Einnahmen ausfallen. Auch sie sind jetzt auf die Hilfe der anderen angewiesen. Uns allen geht es schlechter, wenn es anderen schlecht geht. Nur mit einer besseren Solidarität können wir miteinander Gerechtigkeit und Frieden finden.

Weihnachten erinnert uns daran, dass Gott mit uns solidarisch ist. Der unfassbar grosse Gott ist in seinem Sohn als kleines Kind zu uns auf Erden gekommen, um das ganze Leben – mit allen Freuden und Leiden – mit uns zu teilen. Auch er ist unseren Weg vom Leiden zur Freude gegangen, vom Untergang zum neuen Leben. Das ist unser grosses Lebens-Geheimnis, das wir in jeder Heiligen Messe feiern. Auch unser Leben geht vom Leiden zur Freude. Diese Erfahrung hat uns Jesus gebracht. Sie gibt mir immer wieder neue Kraft zum Leben.»

Martin Gächter ist emeritierter Weihbischof des Bistums Basel.

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