Protest gegen die Auflösung der Fachredaktion Religion des SRF

Sehr geehrte Damen und Herren der Geschäftsleitung des Medienhauses SRG

Die Geschäftsleitung des öffentlich-rechtlichen SRG hat jüngst entschieden, im Rahmen der anstehenden Umstrukturierung des SRF die Fachredaktion Religion aufzulösen. Als Nutzniesser der Arbeit dieser Redaktion, zu der ich auch ab und zu beitragen durfte, möchte ich meinen entschiedenen Widerspruch gegen diesen Entscheid bekunden.

Die grosse gesellschaftspolitische Bedeutung des Themas «Religion» für die Öffentlichkeit ist kaum zu unterschätzen. Ebenso unbestritten dürfte sein, dass das sensible Feld «Religion» eine ausgewogene Informationsarbeit verlangt, um soziale und politische Konflikte in unserer Gesellschaft zu verhindern. Schon das definiert das Thema «Religion» als Teil des genuinen Auftrags unserer öffentlich-rechtlichen Medien.

Darüber hinaus braucht die dringend benötigte Prävention von Radikalisierung und Konflikten im gesellschaftlichen Feld «Religion» verlässliche Informationen, die nicht der Interessensbindung durch die Religionsgemeinschaften unterstehen. Die Produktion und Verbreitung solcher Informationen sind zwingender Bestandteil des Auftrags der öffentlich-rechtlichen Medien. Sie erlauben es, das in vielen Bereichen heikle Thema fokussiert und qualifiziert zu behandeln und die zugehörigen Probleme sichtbar zu machen. Da gerade unter der jüngeren Generation das Thema «Religion» hoch umstritten ist, besteht auch ein verstärkter Bedarf an religionsbezogenen Informationen, die dieser Generation einen friedlichen, fairen und souveränen Umgang mit Religionen ermöglichen.

Der Verlust einer solchen öffentlich-rechtlichen Informationsarbeit in der öffentlichen Debatte hätte einschneidende Konsequenzen, die sich geradezu beispielhaft in den religionsbezogenen Konflikten in Frankreich zeigen. Die Klage des französischen Präsidenten über einen «islamistischen Separatismus im Land» macht dies deutlich. Denn mit dem Verlust einer öffentlich-rechtlichen Ausgestaltung der Informationen zum Thema Religion war es in Frankreich allein den Religionsgemeinschaften selbst überlassen, ihre Religionsgemeinschaft in der öffentlichen Debatte zu thematisieren. Dies führte zu einer Gettoisierung religionsbezogener Informationen etwa zum Islam, was einen weiteren Nährboden für eine kaum noch zu kontrollierende Radikalisierung schuf.

Daher braucht es eine durch öffentlich-rechtliche Medien gesicherte Informationsarbeit zum Thema «Religion», die hilft, einen solchen Separatismus zu verhindern und die zugleich den Spielraum schafft, um im positiven Sinne die ethischen und moralischen Anliegen unserer Gesellschaft zur Sprache zu bringen.

Die Fachredaktion Religion hat sich dieser Aufgabe in den letzten Jahren mit sehr grossem Erfolg angenommen und vorzügliche Arbeit geleistet. Ihrer gehaltvollen und auch im Ausland oft gewürdigten Informationsarbeit ist es zu verdanken, dass so manche Konflikte um religiöser Themen ins richtige Licht gerückt wurden. Zweifellos hatte sie dadurch einen Anteil an der Bewältigung von Konflikten, die hier in der Schweiz mit dem Thema Religion verbunden sind.

Ich ersuche die Geschäftsleitung daher nachdringlich, den Entscheid über die Auflösung der Fachredaktion «Religion» zu überdenken und es der Redaktion zu ermöglichen, ihre gesellschaftspolitisch hoch relevante Informationsarbeit erfolgreich fortsetzen zu können.

Mit freundlichen Grüssen

Reinhard Schulze

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