Was zu erwarten war, ist nun eingetroffen: Dass die heftige Diskussion um die Konzernverantwortungsinitiative auch die Kirchen erreicht und für interne Spannungen sorgt. Ein Gastkommentar von Daniel Kosch*.
Mit der Tatsache, dass auch Kirchenvertreter und -vertreterinnen für den Gegenvorschlag oder für die Ablehnung der Konzernverantwortungsinitiative (KVI) eintreten, habe ich grundsätzlich kein Problem. Problematisch finde ich jedoch, dass manche von ihnen das Engagement von kirchlichen Exponenten, Leitungsgremien, Hilfswerken, Institutionen etc. grundsätzlich zu diskreditieren versuchen und dafür plädieren, die Kirchen sollten sich heraushalten. Angesichts dieser Stimmen scheint mir Folgendes wichtig:
Jene kirchlichen Kreise, die eher für ein Nein oder für den Gegenvorschlag plädieren, machen es sich daher zu einfach, wenn sie bloss kritisieren, dass die Befürworter und Befürworterinnen sich für die Initiative einsetzen. Sie müssten ihrerseits aufzeigen, dass ihre Nein-Parole (die alles beim Alten lässt) oder der Gegenvorschlag dem Anspruch des Evangeliums auf die «grössere Gerechtigkeit» und der christlichen Ethik besser gerecht wird als ein Ja zur Initiative.
Wer die Initiative allein im Licht wirtschaftlicher Interessen oder zu erwartender Nachteile für die Schweiz beurteilt, kann meines Erachtens nicht für sich beanspruchen, eine christlich verantwortete Position zu vertreten. Sie müssten darüber hinaus glaubwürdig aufzeigen, dass das Nein oder der Gegenvorschlag besser als die Umsetzung der Initiative dafür sorgt, dass Wirklichkeit wird, worum wir täglich beten:
Noch dauert es bis zur Abstimmung. Ich hoffe, dass die innerkirchliche Debatte das Evangelium genauso im Blick behält wie die Sachfragen – und nicht nur darum kreist, ob Kirchenvertreter sich äussern dürfen oder eher nicht.
* Der Theologe und Generalsekretär der Römisch-katholischen Zentralkonferenz RKZ Daniel Kosch äussert in diesem Kommentar seine persönliche Auffassung.
Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant
https://www.kath.ch/newsd/kirche-fuer-oder-gegen-mit-oder-ohne-kvi/