Mit einer Stimme: Für mehr Mutausbrüche weltweit!

Medienmitteilung

Verantwortliche der katholischen Kinder- und Jugend(verbands)arbeit aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol richten sich in einer gemeinsamen Stellungnahme an die Bischöfe in ihren Ländern. Sie äußern sich darin zur Stellung und Rolle von Frauen* in der katholischen Kirche. Die Vertreter*innen rufen in dem Text zu Gleichberechtigung der Geschlechter in der Kirche auf und fordern für Frauen* die gleichen Rechte in allen Diensten und Ämtern. Verfasst haben die Stellungnahme der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die Katholische Jugend Österreich (KJÖ), Südtirols Katholische Jugend (SKJ) sowie Vertreter*innen der kirchlichen Jugendarbeit aus der Schweiz.

Die Stellungnahme ist das Ergebnis des dritten Vernetzungstreffens von Vertreter*innen katholischer Jugend(verbands)arbeit aus dem deutschsprachigen Raum, das vom 28. bis 30. August in Luzern stattfand. Organisiert und eingeladen hatte dieses Jahr die kirchliche Jugendarbeit der Schweiz. Im Fokus stand der Austausch über die strukturelle Verfasstheit der Katholischen Kirche, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt sowie die Rolle und Stellung der Frauen* in den jeweiligen Ländern. Ziel war für nationale Veränderungsprozesse voneinander zu lernen und gemeinsame Forderungen an die Kirchenleitungen zu adressieren.

In Bezug auf das dritte Vernetzungstreffen erklärt Murielle Egloff, Präsidentin der Deutschschweizer Arbeitsgruppe für Ministrant*innenpastoral (damp): «In einzelnen Bistümern der Schweiz sehen wir für die Rolle der Frau* eine Vorbildfunktion für die Weltkirche. Aber auch hier gibt es noch viel Veränderungs- und Verbesserungsbedarf. Die bestehenden außerordentlichen Formen müssen in ordentliche Formen gewandelt werden, so dass alle Menschen ihre jeweiligen Berufungen entfalten und dadurch ihre Wirkung in der Kirche einbringen können.»

Gregor Podschun, der Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), betont: «Das Vernetzungstreffen hat gezeigt, dass die Themen des Synodalen Weges keinesfalls nur Anliegen der Kirche in Deutschland sind. Sexualisierte Gewalt wird durch die Struktur der katholischen Kirche begünstigt. Es braucht weltweite Veränderungen der katholischen Kirche zur Teilung von Macht und Gewalt, zur Abschaffung männerbündischer, klerikaler Strukturen, zur Gleichberechtigung von Frauen* und zur Beteiligung junger Menschen an Entscheidungsprozessen. Die Weltkirche kann ihren Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums nur authentisch und glaubhaft wahrnehmen, wenn sie aus menschenfreundlichen und lebensweltnahen Strukturen heraus handelt.»

Eva Wimmer, ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ), fügt hinzu: «Durch meine Erfahrungen und Gespräche bei der Jugendsynode habe ich gesehen, dass die Frage der Rolle der Frauen* in der Kirche nicht nur im deutschsprachigen Raum präsent ist, sondern Christ*innen auf der ganzen Welt beschäftigt. Vielerorts haben die Gläubigen aber nicht die Möglichkeit, Probleme und Reformbedarf offen anzusprechen, da sie mit negativen Konsequenzen rechnen müssen. Dies gibt uns als Vertreter*innen der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit im deutschsprachigen Raum die Verantwortung, Missstände offen anzusprechen und Reformen insbesondere in Bezug auf Frauen* in Diensten und Ämtern in der Kirche einzufordern.»

Sara Burger, ehrenamtliche Landesleiterin Südtirols Katholischer Jugend (SKJ) stellt fest: «Durch den Austausch wurde erneut deutlich, dass man das Thema der sexualisierten Gewalt in der Kirche konsequent ansprechen und aufarbeiten muss. Zudem muss die katholische Kirche sich mit Blick auf die Rolle der Frauen* erneuern, um eine Partizipation aller Menschen an der Verkündigung zu ermöglichen.»

Über die inhaltlichen Positionierungen hinaus wurde durch das Treffen die verstärkte länderverbindende Zusammenarbeit der Vertreter*innen weiterverfolgt, welche für die katholische Kinder- und Jugend(verbands)arbeit in den deutschsprachigen Ländern verantwortlich sind. Die verstärkte Kooperation soll auch in Zukunft weiterverfolgt werden.

Die Stellungnahme «DACHS 2020» im Wortlaut:

Mit einer Stimme: Für mehr Mutausbrüche weltweit!

Als Vertreter*innen der Kinder- und Jugend(verbands)arbeit setzen wir uns in unseren Gesellschaften und in der Kirche für Geschlechtergerechtigkeit, Gleichberechtigung, Mitbestimmung und Chancengleichheit ein. Unter anderem in Gesprächen bei den internationalen Treffen rund um die «Jugendsynode» wurde deutlich, dass diese Themen in anderen Ländern mindestens genauso relevant sind wie bei uns.

Wir haben als junge Christ*innen in einer weltweiten Kirche die Chance und die moralische Verpflichtung hier voranzugehen. Wer soll für alle eintreten, denen diese Rechte verwehrt bleiben, wenn nicht wir?

In der Kinder- und Jugend(verbands)arbeit stehen wir für gleichberechtigtes Miteinander von Lai*innen und Priestern und von Menschen jeden Geschlechts ein. Wir erkennen die Berufungen von Frauen* innerhalb und ausserhalb der Kinder- und Jugend(verbands)arbeit an und treten für eine diversitätsbejahende Kirche ein.

In vielen kirchlichen Gemeinden sind diese Werte ebenfalls bereits gelebte Praxis: Frauen* nehmen Leitungsaufgaben wahr, predigen in Eucharistiefeiern und leisten in einem umfassenden Sinn Seelsorge. Wir appellieren an die damit übereinstimmenden Priester und Amtsträger*innen unserer Ortskirchen, sich öffentlich zu dieser Praxis zu bekennen und andere Amtsträger*innen darin zu bestärken, denn Vereinzelung macht angreifbar, aber Solidarität macht stark.

Wir fordern unsere Bischöfe auf, unserem Vorbild zu folgen, die Berufungen von allen Menschen unterschiedslos zu prüfen und Berufungen zu Diensten und Ämtern der Kirche ohne Ansehen des Geschlechts anzuerkennen. Zudem erwarten wir, dass Sie sich gemeinsam mit uns mutig für Geschlechtergerechtigkeit, Gleichberechtigung, Mitbestimmung und Chancengleichheit in Kirche und Gesellschaft einsetzen. Nur so kann die Kirche weltweit eine starke und glaubwürdige Stimme für Freiheit und Menschenrechte sein.

Sie als unsere Bischöfe sind in einem Amt, das ein Hören auf die Zeichen der Zeit verlangt und einen neuen Aufbruch der Kirche voranbringen kann. Wer kann etwas verändern, wenn nicht Sie? Wir unterstützen jede Anstrengung, diese Anliegen mit uns umzusetzen und werden nicht aufhören, unsere Stimmen dafür zu erheben.

Stellungnahme des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ), der Katholischen Jungschar Österreich (KJSÖ), Südtirols Katholischer Jugend (SKJ) sowie Vertreter*innen der kirchlichen Jugendarbeit aus der Schweiz am 30. August 2020 in Luzern.

Stellungnahme-DACHS-2020 als pdfDownload

Link:

Die Artikel des Medienspiegels werden nach den urheberrechtlichen Richtlinien der Medienhäuser publiziert.

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/medienspiegel/mit-einer-stimme-fuer-mehr-mutausbrueche-weltweit/