Das Opus Dei wartet auf ein Wunder

Seit 20 Jahren setzt sich Andreas Wildhaber für die Seligsprechung des Zürcher Ingenieurs Toni Zweifel ein. Im September wird er die Prozessakten persönlich in Rom abliefern. Doch für die Seligsprechung ist noch ein Wunder nötig.

Barbara Ludwig

Andreas Wildhaber war dabei, als am 2. Juli im Zürcher Generalvikariat sämtliche Dokumente des Seligsprechungsprozesses für das Opus Dei-Mitglied Toni Zweifel (1938-1989) in zehn Schachteln verpackt und vom Apostolischen Administrator Peter Bürcher höchstpersönlich versiegelt wurden: total 1600 Seiten, 130 Kilogramm schwer. Damit war die diözesane Phase des Verfahrens abgeschlossen.

Wildhaber ist Elektro-Ingenieur, Theologe und ebenfalls Mitglied beim Opus Dei. Er kannte Zweifel persönlich. «Wir wohnten einige Wochen im gleichen Haus. Ich machte mit ihm zusammen Skitouren, wir unternahmen Bergwanderungen», sagt der 66-jährige Priester zu kath.ch.

«Alles musste auf Spanisch übersetzt werden»

Im Mai 2000 hatte der damalige Prälat des Opus Dei Wildhaber zum Postulator des Seligsprechungsverfahrens ernannt, das vom Werk angestrebt wurde. «Als Postulator war ich Kontaktperson zwischen dem Opus Dei und dem Tribunal der Diözese Chur, das die kirchliche Untersuchung führte.» Der Theologe hat eine Dokumentation über Zweifel zusammengestellt, die belegen sollte, dass «Toni ein guter Mensch und Christ war». Er hat Zeugen vorgeschlagen, die anschliessend vom Tribunal befragt wurden.

Zusammen mit weiteren Mitgliedern des Opus Dei hat er zudem zahlreiche handschriftliche Notizen des 1989 an Leukämie verstorbenen Ingenieurs transkribiert. «Zum Schluss gab es nochmals eine ganz grosse Arbeit: Alles musste auf Spanisch übersetzt werden, da die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse Deutsch nicht akzeptiert.»

Transport per Auto nach Rom vorgesehen

Nun liegt der Ball bei der Kongregation in Rom; diese überprüft in einer zweiten Phase die Echtheit der Dokumente und Zeugenaussagen. Doch die sechs für Rom bestimmten Schachteln (die übrigen vier wurden ins Archiv der Diözese Chur überführt) sind noch immer in Zürich, bei Andreas Wildhaber, der zum Überbringer der Dokumentation ernannt worden ist. Ein Versand per Post ist unüblich – und zu riskant: «Bei der Post werden die Schachteln herumgeworfen. Ob das Siegel intakt bliebe, ist ungewiss.»

Im Moment hat es auch gar keinen Sinn, nach Rom zu reisen. «Im August sind die in den Ferien», sagt Wildhaber. Er wird frühestens in der zweiten Septemberhälfte seine wertvolle Fracht nach Rom bringen, mit dem Auto.

Dem Wunder den Boden bereiten

Noch fehlt das Wunder, das es für eine Seligsprechung des Gründers der Zürcher Limmat-Stiftung braucht. Das kann dauern, wie auch Andreas Wildhaber weiss. «Natürlich wäre es schön, wenn das Wunder bald geschieht. Aber ich sage immer: ‘Für Wunder bin ich nicht zuständig. Die macht Gott.'»

Für den Opus Dei-Mann trotzdem kein Grund, die Hände in den Schoss zu legen. Er könne die Voraussetzungen für Wunder schaffen, indem er Schriften über den «Diener Gottes» – so lautet der Status von Toni Zweifel seit der Eröffnung des Verfahrens 2001 –  verbreite und ihn so unter den Gläubigen bekannt mache.

Die Kongregation – eine Blackbox

Bereits als Postulator habe er viel Zeit in die Verbreitung des Gebets zu Toni Zweifel investiert, sagt Wildhaber. Je mehr Menschen um die Fürsprache von Zweifel bitten, umso grösser ist demnach die Chance, dass irgendwann ein Wunder passiert.

Für Aussenstehende ist die Kongregation und ihre Arbeitsweise offenbar eine Blackbox. Wildhaber rechnet immerhin damit, dass die Causa Toni Zweifel in der Prioritätenliste aufsteigt, sobald ein Wunder vorliegt – und geht davon aus, dass sie nichts unternimmt, solange das Wunder auf sich warten lässt.

«Heute braucht es Menschen, die ihr Ideal leben»

Für Wildhaber würde sich der Prozess auf jeden Fall auch lohnen, wenn Zweifel nicht seliggesprochen würde. Das Verfahren ermögliche, Toni Zweifel als eine Person bekannt zu machen, die die Grundidee des Opus Dei von der Heiligkeit mitten in der Welt gelebt habe. «Was es heute braucht, sind nicht grosse Theorien, sondern Menschen, die ihr Ideal leben.»

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