«Warum gibt es einen Schutzheiligen für Schwimmer?»

Die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft hat für diesen Sommer die Mission «Ertrinken verhindern» lanciert. Sie rechnet in den Corona-Ferien mit vielen Badeunfällen, weil die einheimischen Gewässer stark frequentiert werden. Sie bietet einen Crashkurs zur Ertrinkensprävention und auch Badewachen an.

In unserer Kirche kennen wir eine weitere wertvolle Ressource im Bewältigen von Krisen. Es ist das Vertrauen in die Schutzpatrone, welche in bestimmten Anliegen oder Situationen besonders zuständig sind und angerufen werden: «In jedem Moment unseres Lebens hilft nicht nur Gottes Hand. Wir erfahren auch die diskrete Gegenwart und die Hilfe der Heiligen " (Papst Franziskus, Juni 2017). Es lässt sich eine Heiligengestalt für scheinbar jede anspruchsvolle Lebenssituation finden.

In die Moldau gestürzt

Der Patron für alle, die mit Wasser zu tun haben, also auch für Schwimmer, ist der Jesuitenpater Johannes Nepomuk. Als Brückenheiliger entdeckt man seine Statue sehr oft, nicht allein in Prag, wo er wirkte und am 20. März 1393 starb. Eine einfache Antwort auf die Leserfrage ist: Weil dieser Heilige einen biografischen Bezug zu Wasser aufweist. Komfortabler wäre es, festhalten zu können: Weil er vor den Gewalten des Wassers verschont blieb. Doch bei Johannes Nepomuk war das Gegenteil der Fall: Er wurde als Strafe dafür, dass er am Beichtgeheimnis festhielt, von der Prager Karlsbrücke in die Moldau gestürzt und ertrank. Er erstrahlt darum nicht als der glorreiche Heilige, der die Gewalten des Wassers bezwungen hat. Vielmehr verkörpert er den «sympathischen» (wortwörtlich «mit-leidenden «) Heiligen, der wie viele andere auch im Wasser das Leben lassen musste. Das eigentliche Wunder des heiligen Johannes Nepomuk ist nicht, dass er vor Schaden bewahrt blieb, sondern dass sein Leichnam aus dem Wasser geborgen werden konnte.

Eigene Kräfte überschätzt

Immer wieder hören wir von tragischen Unfällen im Walensee, am Voralpsee, in der Verzasca und auch anderswo. Überschätzung der eigenen Kräfte und des Schwimmvermögens und Unterschätzung der lauernden, unsichtbaren Gefahr des Wassers sind oft Gründe dafür. Dagegen hilft meines Erachtens auch kein Stossgebet zum Heiligen Nepomuk, sondern nur Wissen um das Gewässer an jener Stelle und die Achtsamkeit dem eigenen Körper gegenüber. Immer wieder werden im Wasser Verunfallte vermisst. Es ist ein wertvoller Dienst der Polizeitaucher und anderer an den Suchaktionen Beteiligten, dass diese geborgen und bestattet werden können. Nepomuk wirkt besonders durch deren Hilfe. Oder wenn Angehörige in einer solchen Situation zuhause oder auch zum Gebet zusammenkommen und die Fürsprache des Heiligen Johannes Nepomuk erflehen.

Ob allerdings ich persönlich bei meinem nächsten Schwumm im Wasser in der Badi oder sonst wo an den Schutzheiligen für Schwimmer denke, bezweifle ich eher. Vielmehr freue ich mich über das Element des Wassers, dass es mich trägt und mir gut tut. Oder vielleicht sollte ich es doch tun? Damit er mir hilft, Gefahren zu erkennen und meine eigenen Grenzen? Einen Versuch wäre es wert.

Gabi Ceric, Seelsorgerin Oberriet

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