Ein Büchernarr im Ministrantengewand

Andrin Bossart ist Ministrant in der Andreaskirche der Seelsorgeeinheit Gossau. Als Jungtambour schlägt er regelmässig auf die Trommel und beweist beim Volleyball seine Sportlichkeit. Die restliche freie Zeit verbringt er am liebsten lesend. Ein Beitrag der kath.ch-Sommerserie «Reisaus»*.

Claudia Koch

Einmal einen mysteriösen Fall lösen, das wäre schon eine tolle Sache. Oder doch nicht? Der elfjährige Andrin Bossart aus Gossau ist sich nicht schlüssig, ob er wirklich gerne ein Charakter in einem der Bücher seiner Lieblingsreihe «Die drei ???» sein möchte. Denn allzu gerne liest er diese Bücher, ja, verschlingt sie oft sogar innert zwei Tagen, wie er anfügt.

Wie aktuell auch das von ihm ausgewählte Lieblingsbuch «Die drei ??? und die schweigende Grotte», welches er nach Erscheinen diesen Frühling, sobald es wegen des Lockdowns ging, in der Bibliothek ausgeliehen hat.

«Das ist für mich eine tolle Abwechslung zum Alltag.»

Die beliebte Bücherreihe hat er durch seine älteste Schwester Rebecca kennengelernt, die diese Geschichten vorwiegend als Hörbuch verfolgt.

Lesen ist besser

«Hörbücher sind cool, aber ich lese lieber Bücher, da alles viel detaillierter beschrieben ist», sagt der aufgeweckte Bursche, der vor allem nach Schulschluss und in den Ferien die Nase tief in Bücher steckt.

Andrin Bossart liest die Anfangspassage seines Lieblingsbuches «Die drei ??? und die schweigende Grotte».

Die Freude am Lesen wurde durch die Kinderbuch-Reihe «Greg’s Tagebücher» entfacht. Denn in der Schule sei Lesen eher ein Müssen gewesen, wie er schmunzelnd anfügt. Die Bücher der «Drei ???» sind ihm inzwischen die liebsten, mindestens fünf davon hat er schon verschlungen.

Musik, Sport und Ministrantendienst

Wenn er nicht gerade die Schule besucht oder liest, übt er sich als begeisterter Jungtambour. «Viele meiner Schulkollegen spielen ein Instrument, mir gefiel die Trommel am besten», sagt Andrin, der seit dreieinhalb Jahren Mitglied im Tambourenverein Fürstenland Gossau ist.

Auch der Sport kommt mit dem Volleyballtraining in Flawil oder beim Fussball spielen mit Kollegen nicht zu kurz.

«Der Täter ist für eine andere Tat verantwortlich.»

Da seine Schwestern als Ministrantinnen tätig waren, lag es auf der Hand, dass auch er diesen Dienst übernehmen würde. «Das ist für mich eine tolle Abwechslung zum normalen Alltag», sagt er mit wichtig aufgesetzter Miene. Er konnte zwar seit zwei Monaten seinen Dienst wegen der Pandemie nicht mehr antreten und bis er wieder an der Reihe ist, dauert es noch.

Ab nach Rom

Denn die Gottesdienste finden mit einer reduzierten Anzahl an Ministranten statt, von denen es in der Andreaskirche rund 100 gibt. Seit er ministriert, konnte er einmal an einem Ausflug in den Europapark teilnehmen, das sei ein tolles Erlebnis gewesen.

Er freut sich jetzt schon darauf, mit 16 Jahren für vier Tage nach Rom zu reisen, mit den anderen Ministranten. Der Dienst, bei dem ihm sehr wohl ist, bringt noch ein Zückerchen mit sich: Wenn die Frauengemeinschaft Gottesdienst feiert, dürfe er am Mittwochmorgen dem Schulunterricht offiziell fernbleiben, sagt er verschmitzt.

Mitfiebern ist gefragt

Wenn ihn ein Buch von Anfang an neugierig macht, so will er unbedingt gleich weiterlesen. So geschehen bei der neusten Ausgabe der «Drei ???». «In diesem Buch steht der Täter früh fest. Dieser ist jedoch für eine andere Tat verantwortlich und der wahre Täter fliegt erst am Schluss auf», fasst Andrin zusammen.

Ein Verwirrspiel, das ihm besonders gut gefällt und ihn anregt, mitzuraten und mitzufiebern. Für einen Lieblingscharakter will er sich nicht entscheiden. Spannend sei, diese durch jedes Buch näher kennenzulernen und sich in sie hineinzuversetzen. Doch wenn es brenzlig wird, ist er froh, nicht eine Figur mitten im Buch zu sein.


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