«Karfreitage»

Drei Meditationen zu diesen bedeutenden Feiertagen der Kirche. Die Theologin und Autorin Jacqueline Keune lädt mit ihren Texten auf kath.ch zur Betrachtung. Karfreitag.

Karfreitage

Er zitterte
Er hatte Angst
Er hatte Todesangst
Er stöhnte, er stammelte, er schrie
– Schreie wie Fäuste
die sich im Geäst der Dornen verfingen –
und kein Gott nirgends

Und dann hing er da
gekrönt
gepfählt
im Blühen von Judäa
entrindet bis auf die Haut
mit ausgespanntem Leib
und rosa Wolkensäumen
vor den brechenden Augen

Einige lachten
Und nebenan Würfel
die fielen

Und nebenan Väter
die fallen und verstaubte Kinder
die in Ruinen versteinern
und bebende Mädchen
die mit bärtigen Riesen vermählt werden
und Vertriebene auf uferlosen Wassern
die zittern
die Angst haben
die Todesangst haben
die stöhnen, die stammeln, die schreien
– Schreie wie Fäuste
die in der Nacht der Gleichgültigkeit verhallen –
und kein Mensch nirgends


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