«Ich beende meine Mitarbeit im Bistum»

Leserbrief von Pfarrer Reto Müller zur Entlassung von Generalvikar Martin Kopp

Marian Eleganti, Weihbischof des Bistums Chur, verkündet, das Virus könnte uns nicht schaden, weil wir ja kommunizieren und den Herrn in uns tragen, und hält es für unnötig, in der Corona-Krise das Weihwasser aus den Kirchen zu entfernen; es sei ja geweiht und schade demnach nicht. (Priester, die Kinder missbrauchen, sind doch auch geweiht?) Er wird von Bischof Peter Bürcher aber nicht wegen so lebensgefährlichen (ich sage dem: sektierischen und kriminellen) Behauptungen gerügt, sondern aus formalen Gründen: Er habe sich ohne Absprache mit dem Kommunikationsbeauftragten des Bistums eigenmächtig öffentlich geäussert.

Martin Kopp, Generalvikar für die Innerschweiz, befürwortet, dass bei Bischofswahlen auch der Staat seine Interessen einbringt, weil es um Bewahrung des religiösen Friedens geht. (Im Bistum Basel ist die Mitsprache des Staates institutionalisiert; die Kandidatenliste wird der Regierungskonferenz vorgelegt.) Martin Kopp erinnert daran, dass Rom politische Instanzen oft ernster nimmt als kirchliche Mitarbeiter. (So war es zur Zeit von Bischof Haas: Es brauchte die Intervention des Bundesrats!), und befürwortet deshalb deren Einmischung. Weil auch er sich frei geäussert habe, wird er fristlos entlassen.

In der Gegenüberstellung fällt jedem auf, wie unglaubwürdig der Churer Entscheid ist. Ist er einfach absurd oder Resultat einer Intrige? Ist es Neid, Konkurrenzkampf? Sind es Machtspiele, die in einem solchen System unumgänglich sind? Und steht der Beauftragte für Kommunikation über Weihbischof und Generalvikar?

Paragraf 428 des Kirchenrechts hält fest, es dürfe in einer Phase, wo es keinen ordentlichen Diözesanbischof gebe, vom Administrator nichts verändert werden. Hat Peter Bürcher nicht das Kirchenrecht verletzt?

Ich habe die Bischöfe Wolfgang Haas und Vitus Huonder ertragen. Einen dritten Bischof desselben Schlags, Peter Bürcher, überlebe ich nicht. Mir sind die Energie und die Freude ausgetrieben worden. Ich verstehe mich nicht mehr als Mitarbeiter und Vertreter des Bischofs, in seiner Kirche bin ich nicht daheim und beende meine Arbeit, entsetzt über den Stil und das Gebaren solcher Bischöfe.

Reto Müller, Schwyz

Quelle: Bote der Urschweiz, 24.03.2020

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