Broschüre hilft bei Suche nach Vorstandsmitgliedern

«In diesem und im letzten Jahr haben wir viele Mitglieder direkt angesprochen und Absagen erhalten.» In dieser Situation sehen sich viele Vereinsvorstände, wenn es darum geht, die Leitung ihrer Organisationen zu erneuern. Auch der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) kennt das Problem und will Abhilfe schaffen.

Georges Scherrer

Im Idealfall gibt es genügend Vorstandsmitglieder, so dass diese bequem die Aufgaben untereinander verteilen und neue angehen können. Bestenfalls kann ein Vorstand im Sollbestand arbeiten. Zuweilen ist das Leitungsgremium unterbesetzt, so dass nur wenige Mitglieder den Laden schmeissen, was kräfteaufreibend ist.

Sehr oft ist die Arbeit in einem Vorstand undankbar. Viele schnuppern für einige Wochen in das Gremium hinein, kehren diesem aber dann den Rücken, wenn sie sehen: Vorstandsarbeit ist auch mit Verpflichtungen verbunden.

Vorstandsarbeit ist nicht Freiwilligenarbeit

An Freiwilligen mangelt es nicht. In der Schweiz engagieren sich mehr als 40 Prozent der über 15-Jährigen auf verschiedenste Weise freiwillig, schreibt der SKF in seiner neuen Broschüre «Neue Vorstandsfrauen finden – Standortbestimmung für Frauenvereine». Der SKF hat die Broschüre gemeinsam mit den Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) herausgegeben.

Die Freiwilligen lassen sich für die verschiedensten Arbeiten einspannen. So organisieren sie etwa Spielnachmittage für geflüchtete Kinder, pflanzen Hecken für bedrohte Tierarten, reinigen die Uniformen der Blasmusik und vieles mehr. Gemäss SKF leisten etwa 25 Prozent der Bevölkerung solche Freiwilligenarbeit im Rahmen eines Vereins.

Im Notfall die Auflösung

Die Bereitschaft, ein Ehrenamt für mehrere Jahre zu übernehmen, schwinde hingegen, heisst es in der Broschüre. Sowohl beim Schweizerischen Katholischen Frauenbund als auch bei den Evangelischen Frauen Schweiz gebe es Vereine, die Mühe hätten, die offenen Sitze ihrer Vorstände zu besetzen. Es schade dem Verein, wenn Vorstandssitze unbesetzt blieben. Dies könne im Extremfall sogar zu dessen Auflösung führen.

Immer mehr Frauen gingen einer Erwerbstätigkeit nach. Die Zeitressourcen im Spagat zwischen Erwerbs- und Familienarbeit seien knapp bemessen. Für ein Ehrenamt bleibt oft schlichtweg keine Zeit oder Energie.

Zwei kirchliche Sonderfälle

Im kirchlichen Kontext gibt es laut den beiden Frauenverbänden zwei weitere Tendenzen, die es zunehmend erschwerten, Frauen für die Vorstandsarbeit zu finden. Einerseits seien heute weniger Menschen kirchlich verankert – entsprechend engagierten sich auch weniger in der Kirchgemeinde.

Andererseits sei es in vielen Kirchgemeinden bisher so gewesen, dass der örtliche Frauenverein Aufgaben übernahm, «die viele Frauen heute nicht mehr einfach unhinterfragt gratis leisten wollen». Dazu gehörten etwa das Waschen von Erstkommunionskleidern oder das Servieren des Kaffees bei Kirchgemeindeversammlungen.

Erste Hilfe und weitere Inputs

Die Broschüre will zuerst einmal helfen, die eigene Position des Vorstandes zu überprüfen und daraus Schlüsse zu ziehen, wie die Vorstandsarbeit umgestaltet werden kann. Das Heft des SKF gibt auch Tipps, wie vorgegangen werden kann, um Personen für die Vorstandsarbeit zu gewinnen.

So heisst es beispielsweise in der Broschüre: «Kennen Sie Frauen, deren Kinder soeben in die Schule gekommen sind und die nun etwas mehr Zeit hätten für Vereinsarbeit, oder solche, die kürzlich pensioniert wurden?»

Auch fühlen sich viele Menschen in der Schweiz einsam. Gerade für Umgezogene könne ein Frauenverein ein Ort sein, wo sie ein Netzwerk knüpfen und andere Frauen kennenlernen. Die beiden Vereine raten in ihrer Broschüre, am Ball zu bleiben und bei potentiellen neuen Mitgliedern eines Vorstandes mehrfach anzuklopfen.

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/eine-broschuere-hilft-bei-der-suche-nach-vorstandsmitgliedern/