21. Dezember

«Ist schwierig… Kein Geschichte fir Weihnachten», erklärte Kovatsch sehr leise aus den Tiefen des überdimensionierten Polstersessels, in den Reto ihn mit sanfter Gewalt bugsiert hatte.

Da kam auch schon Monique und servierte einen starken Schwarztee. Als der Tee eingeschenkt war und Monique sich gesetzt hatte, kippte František jedem noch etwas aus einem Flachmann in die Tasse. Das kommentierte der Brexit-Flüchtling Kenneth-František mit einem unwiderstehlichen «This is the most powerful medicine against weakness – except love, maybe!». Dann verstaute er das silberne Fläschchen wieder in der Brusttasche seiner Fischerweste, die er Tag und Nacht trug – weshalb auch immer.

«Mein Vater, Otec…», begann Kovatsch mit stockender Stimme, «… er war grosser Pianist. Bei Prager Rundfunkorchester.» Monique und Reto schauten sich erstaunt an. «Wir lebten in scheene Wohnung, hatten Meglichkeit ins Ausland zu reisen, gute Ausbildung – aber auch grosse Angst!», erzählte der Nachbar weiter. «Wieso?», fragte Monique erstaunt. Ihr kamen all die Spionage-Thriller aus dem Kalten Krieg in den Sinn, die sie früher verschlungen hatte.

«Otec hasste es, wenn wir Kinder nicht korrekt musizierten», fuhr Kovatsch fort. «Wir ibten zuhause fir Weihnachten mit Familienorchester. Ich verstand noch keine Englisch und habe gesungen ‹Tschinken Bells ›, weil ich gedacht, es geht um Palačinky von Isabell…» Reto musste ein Schmunzeln unterdrücken. «Dann hat Otec mich zur Strafe in Kammer gesperrt… und…», brach Kovatsch ab. (nf)

Ob diese Jingle Bells-Version Otec wohl gefallen hätte? Für alle Kleinen und Grossen, die gerne schmunzeln…

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