Ein heikles Unterfangen

Wie soll sich ein Seelsorger einem Menschen gegenüber verhalten, der mit begleitetem Suizid aus dem Leben scheiden und dabei von ihm unterstützt werden will? Zu dieser Frage äussern sich die Schweizer Bischöfe in der – nun auf Deutsch erschienenen – «Orientierungshilfe für die Seelsorge». Sie hätten mehr Mitgefühl zeigen sollen, findet kath.ch-Redaktorin Regula Pfeifer in ihrem Kommentar.

Das Papier zeigt eine Situation auf, die nicht nur für den lebensmüden Menschen schwierig ist, sondern auch für Seelsorgerinnen und Seelsorger, Angehörige und Betreuende.

Menschlich und versöhnlich wirkt das Schreiben, wo es aufzeigt, wie Schattenseiten zum Leben gehören und wo es betont, dass alte und kranke Menschen in ihrer Verzweiflung nicht fallen gelassen, sondern gestützt werden sollen. Auch dass das Wohlergehen der Angehörigen eines Suizidwilligen berücksichtigt wird, ist positiv.

Das klingt nach Bekehrung.

Heikel wird das Schreiben dort, wo die Bischöfe den Seelsorgenden erklären, wie sie diese Menschen begleiten sollten. Sie sollten nämlich deren Lebenswillen stärken und versuchen, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Damit verbunden wird die Aufforderung, die betreffenden Menschen zur «Umkehr» und «Versöhnung» zu bewegen. Das klingt nach Bekehrung und scheint mir unangebracht, gerade bei leidenden Menschen …

Der begleitete Suizid wird als Sünde gebrandmarkt.

Der begleitete Suizid wird zudem als «Sünde» gebrandmarkt. Das Wort hat einen altertümlichen Beigeschmack und lässt sich kaum mit der Vorstellung eines liebenden Gottes in Einklang bringen, die im Schreiben mehrmals erwähnt wird. Anstatt die leidende Person mit solch massiver Kritik zu konfrontieren, hätte die «Orientierungshilfe» dem Mitgefühl mehr Platz einräumen sollen.

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