14. Dezember

Reto versuchte, cool zu bleiben. Vergeblich. Er spürte, dass ihm das Blut in den Kopf stieg. «Toll, der Baum ist wunderschön», sagte er mit schwacher Stimme. Dabei war die zwei Meter hohe Tanne, die Monika neben sich hertrug, in ein Netz eingepackt – der Wuchs liess sich gar nicht beurteilen. Aber der Christbaum schien von der gleichen Sorte zu sein wie das Tännchen, das er und Gregor im Wald hatten stehen lassen müssen.

«Wenn wir erst zuhause sind, wirst du seine ganze Pracht sehen», sagte Monique voller Stolz. Dann erst sah sie den hochroten Kopf von Reto – und das Schild mit der Aufschrift «Polizeiposten». Und sie wiederholte ihre Frage von vorhin «Was machst du denn hier?» Nun mit einem misstrauischen Unterton.

«Och, reiner Zufall…» Dann rettete ihn die Auslage des Kaufhauses auf der anderen Strassenseite: rote, goldene, silberne Christbaumkugeln, sogar – ganz klassisch – Christbaumkugeln aus Porzellan, Scherenschnittsterne aus Kupfer, Silber und Gold, allerlei Getier zum Aufstecken. «Ich war grad auf dem Weg zum ‹Manor›. Hm … unser Christbaumschmuck braucht eine Auffrischung.»

Monique traute ihren Ohren nicht. «Was??!» Kam nun endlich auch bei Reto Adventsstimmung auf? Ein Glücksgefühl durchströmte sie. Roger, der attraktive Mann aus der gemeinsamen WG-Zeit, konnte ihr nun schnuppe sein.

«Ich komme gleich mit. Vielleicht finden wir auch noch Geschenke. Auch für die Familie Kovatsch. Du weisst doch, wir sind eingeladen. Überhaupt, ich finde, gerade in der Weihnachtszeit sollten wir uns auch um andere Menschen kümmern. Was meinst du?»

Reto atmet erleichtert auf. Ein kleines Problem blieb noch. «Wir können doch den Baum nicht in den ‹Manor› mitnehmen.» Monique entgegnete: «Ach was, den geben wir dort zur Aufbewahrung ab. Los, komm schon.» Sie steuerte auf den Eingang des Kaufhauses zu. (bal)

Für christliche Familien dürfte eine Weihnachtskrippe mindestens so wichtig sein wie der Schmuck des Christbaums.

https://www.kath.ch/14-dezember/