12. Dezember

Es war eisig kalt, als sie am Mittwochnachmittag aus dem Bus stiegen. Reto zog seinen Schal enger um den Hals und half Gregor, seinem Göttibub, mit dem Reissverschluss seiner Outdoorjacke. «Und wo müssen wir jetzt hin? Hier hat’s ja nichts», fragte der Zehnjährige nach einem ratlosen Blick auf die grau-grüne Landschaft am Waldrand oberhalb der Stadt. Reto knuffte ihn: «Du Stadtgoof! Siehst du den Wegweiser nicht? Hier lang!» Gregor knuffte zurück und sie folgten der Kiesstrasse, die in den Wald führte.

Reto war bester Laune: Er hatte sich freinehmen können und unternahm endlich mal wieder was mit Gregor! Und da Monique schniefend mit einer Erkältung zuhause lag, war daraus ein Jungs-Abenteuer geworden. Sie beide würden den ultimativen Christbaum suchen, finden und erlegen – zwei Männer in der Wildnis, jawohl. Daran würde auch das Graupelschauerwetter nichts ändern.

Endlich fanden sie ein geeignetes Tännchen, etwas abseits der Waldstrasse, am Hang wachsend. Gregor hatte es entdeckt und bereits mehrfach auf instagram und whatsapp gepostet. Reto packte die Akkusäge aus, die er extra besorgt hatte. Gregor ass aufgeregt sein Sandwich, trank sogar vom warmen Tee (den er zuhause standhaft verweigerte) und dann war es soweit: Reto reichte ihm feierlich die Säge.

Das Motorengeräusch hörten beide nicht, bis der dunkelgrüne Jeep scharf bremste und zum Stehen kam. (bm)

Holzerkurse von Codoc, der Fachstelle des Bundes für die Aus- und Weiterbildung in der Waldwirtschaft

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