Hospiz Zentralschweiz steht kurz vor der Eröffnung

Mit dem «Hospiz Zentralschweiz» im luzernischen Littau wird in wenigen Wochen ein Ort eingeweiht, wo Todkranke durch eine spezialisierte Palliative Care-Betreuung ihre letzte Lebensphase in einer ruhigen Atmosphäre erleben dürfen.

Vera Rüttimann

Am ersten Betriebstag des neuen Hospizes findet eine ökumenische Einweihung des Hauses mit der katholischen Pfarrei Littau statt. Von reformierter Seite wird Andreas Haas dabei sein. Der reformierte Pfarrer in Zug ist seit einem Jahr Stiftungsratspräsident des «Hospizes Zentralschweiz». Mit seinen Kenntnissen auf den Gebieten Seelsorge, Integrativer- und Gestalt-Psychotherapie sowie spiritueller Theologie bringt er viel Fachwissen mit ein.

Das «Hospiz Zentralschweiz» ist für Andreas Haas eine Herzensangelegenheit. Er sagt: «Als Pfarrer ist es mir wichtig, dass es Einrichtungen wie diese gibt, in denen Betroffene in einer für sie stimmigen Atmosphäre sterben können.»

In Andreas Haas fand die Stiftung und Geschäftsleitung einen Verbündeten. Er hält fest: «Wir betonen immer wieder, dass es sich hier um eine seelsorgerlich-pflegerische Institution handelt. Um das zu unterstreichen, lag es auf der Hand, eine Pfarrperson zum Präsidenten dieser Stiftung zu wählen.» Die seelsorgerlich-spirituelle Arbeit sei, unterstreicht Andreas Haas, neben der Pflege klar das Wichtigste in diesem Hospiz.

Der Kraftakt hat sich gelohnt

In den vergangenen Monaten war Andreas Haas stark involviert bei den Verhandlungen für die Finanzierung der Seelsorge im Hospiz Zentralschweiz. «Ich konnte mich fachlich einbringen und auch Verständnis für kirchliche Strukturen mitbringen», sagt Andreas Haas, da die katholische, christkatholische und reformierte Kirchen involviert seien.

Diese Finanzierung steht nun. Die katholischen und reformierten Landeskirchen der fünf beteiligten Kantone Zug, Luzern, Uri, Nid- und Obwalden sowie die christkatholische Kirchgemeinde Luzern greifen der neuen Einrichtung unter die Arme. Entsprechend einem Verteilschlüssel beteiligen sie sich an den Kosten der Seelsorge. Die Kirchen haben insgesamt einen Beitrag von über 100’000 Franken für die nächsten drei Jahre zugesagt.

«Er hat alle Zentralschweizer Kirchen auf eine Linie gebracht.»

Karl Huwyler

Finanziert werden soll mit diesem Betrag die Stelle einer Theologin mit einem 60-Prozent-Pensum und der übrige Aufwand für die Seelsorge. Ausdrücklich lobt Andreas Haas Karl Huwyler, Präsident der Vereinigung der Katholischen Kirchgemeinden des Kantons Zug (VKKZ). «Er hat mit enorm grossem Einsatz  alle Zentralschweizer Kirchen auf eine Linie gebracht, damit die Finanzierung steht.»

Starke Zuger Kirche

Was ihn als Zuger besonders freue sei die Tatsache, dass die katholische und reformierte Kirche Zug zusätzlich zur Seelsorge auch die Spiritual Care*, die im Hospiz angeboten wird, finanziell unterstützen. Der Stiftungsrat müsse, betont Andreas Haas, jedoch weiterhin Gelder für das Hospiz generieren.

Die römisch-katholische Kantonalkirche Schwyz beteiligt sich laut einem Bericht im aktuellen lokalen Pfarreiblatt nicht am Hospiz Zentralschweiz.

Das «Hospiz Zentralschweiz» konnte zudem zahlreiche Prominente aus Kultur, Politik und Wirtschaft gewinnen, die als Botschafter für die Anliegen dieses Hospizes auftreten. Der bekannteste Namen darunter ist wohl die Schriftstellerin Federica de Cesco.

Seelsorgerin für Paliative-Care

Marie-Theres Habermacher Klingenbeck, die als Psychotherapeutin eine Weiterbildung in Spiritual Care hat, bildet gemeinsam mit der Seelsorgerin, die ihre Stelle im Februar antritt, das Spiritual Care-Team. Spiritual Care erfordert für Marie-Theres Habermacher Klingenbeck die «unbedingte Fähigkeit der Mitarbeitenden, für psychologische, existentielle, religiöse und spirituelle Fragen offen zu sein sowie für aufmerksames Zuhören Zeit zu haben.» Das Spiritual Care Team biete den Patienten und Patientinnen und ihren Angehörigen vertiefende Gespräche zu diesen Fragen an.

Weitere Aufgaben des Spiritual Care Teams sind Angebote im Bereich Trauerbegleitungen, Rituale, Feiern, Vernetzungstätigkeiten sowie Öffentlichkeitsarbeit.

Marie-Theres Habermacher Klingenbeck nennt verschiedene Gründe, warum sie in diesem Hospiz mit allen ihren Erfahrungen ihren Beitrag leisten möchte. «Mein Lebens- und Berufsweg», sagt sie, «haben mir aufgezeigt, dass eine Begegnung mit dem Gegenüber in Offenheit, liebevoller Anteilnahme, Aufmerksamkeit und dem Gespür für unausgesprochene Fragen ungeahnte Türen öffnet».

Durch den eigenen langjährigen meditativen und spirituellen Weg und durch die eigene Betroffenheit mit dem Tod durch ihre krebskranken Freundinnen sowie in der Sterbe- und Trauerbegleitung sei ihr zudem klar geworden, dass Zuwendung in Gesprächen gerade in der letzten Lebensphase oder in Verlustzeiten Heimat bedeuten. Sie ist überzeugt, «dass Schwerkranke dadurch würdevoll und angstfreier sterben können.»

*Spiritual Care bezeichnet innerhalb der umfassenden Palliative Care den Teilbereich der Sorge um die spirituellen Bedürfnisse eines kranken Menschen. Im Idealfall ist Spiritual Care interprofessionell: Alle in der Palliative Care tätigen Fachpersonen sind geschult in der Wahrnehmung spiritueller Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten und verfügen über das nötige Wissen, allenfalls Fachpersonen aus der Seelsorge beizuziehen. Seelsorge wird als spezialisierte Spiritual Care verstanden. Die spirituell-religiöse Begleitung kranker Menschen ist Aufgabe von Fachpersonen aus Seelsorge und Theologie.


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https://www.kath.ch/newsd/hospiz-zentralschweiz-steht-kurz-vor-der-eroeffnung/