9. Dezember

Das Advents-Frühstück war sehr gemütlich gewesen. Am Nachmittag brachen die beiden in Richtung Stein am Rhein auf. Der Weg führte sie durch die schmucke Hauptgasse mit bemalten Hausfassaden. Hier standen Buden eines Adventmarkts, es roch nach Glühwein, Knoblibrot und Raclette. Es gab auch einen Stand eines Hilfswerks mit Fairtrade-Produkten.

Das Museum mit Krippen aus aller Welt zu besuchen, erwies sich als glänzende Idee. Monique war von einem Ausstellungsstück mit Türmchen im Stil einer orthodoxen Kirche begeistert. «Das nennt man Recycling», sagte Reto vor einer Insektiziddosen-Krippe aus einem westafrikanischen Land.

Gegen Abend machten sie sich auf den Rückweg zum Bahnhof. Im neuen Ortsteil auf der anderen Seite des Flusses kamen sie am Schaufenster eines Immobilienmaklers vorbei. «Schau mal», sagte Monique und fasste Reto bei der Hand, der nun theatralisch und mit ausgestreckter freier Hand Richtung Schaufenster abdrehte wie ein Düsenjet.

Im Schaufenster hingen Plakate in A4-Grösse mit Fotos von Häusern, die man kaufen konnte. Viele lagen in der Altstadt von Stein. «Wie wärs mit dem?», fragte Monique und deutete auf ein Plakat. «Fragt sich allerdings, ob man in so einer kulturhistorisch wertvollen, aber baufälligen Bude überhaupt einen Reissnagel in die Wand drücken kann, ohne dass die Denkmalpflege an die Decke geht», sagte Reto und wandte sich zum Gehen.

Monique dachte plötzlich an ihre WG-Zeit vor Jahren zurück. Damals war sie Mitte zwanzig und hatte sich eben für eine Zweitausbildung als Kindererzieherin an einer Fachhochschule entschieden. Die Stadt-WG befand sich in einer Dreizimmerwohnung im vierten Stock in Bahnhofsnähe. Es gab einen Gasbackofen, das warme Wasser kam aus dem Durchlauferhitzer.

Die Wohnung teilte sie sich mit Roger, einem Maschinenbaustudenten, und Klaus, der sich damals mit allerlei Gelegenheitsjobs durchschlug. Nach der Ausbildung brach der Kontakt zu den Mitbewohnern ab. Vor einem Jahr, im Advent, waren sich Monique und Roger völlig zufällig wieder begegnet. (uab)

Zum Beispiel Fairtrade-Produkte: Tipps für das perfekte Geschenk

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