Die Westschweizer Kirche will ihr «kulturelles Mosaik» harmonisieren

Heute besteht die Diözese Lausanne, Genf und Freiburg aus Gläubigen und Geistlichen verschiedener Herkunft und Kulturen. Wie soll dieses Mosaik gestärkt werden? Diese Frage stand vom 12. bis 14. November im Zentrum der jährlichen Diözesantagung in einer Halle von Palexpo in Genf.

Raphaël Zbinden

Hunderte von kleinen Länderflaggen schmückten die runden Tische. Die Halle wirkte, als sei sie vorbereitet worden, um eine internationale Konferenz zu empfangen. Doch es ging um Kirche und die Universalität, durch welche sie in der Westschweiz geprägt ist. Der Titel des Treffens hiess: «Kirche ohne Grenzen.»

«Inkulturation», «Migranten», «kulturelle Missverständnisse» waren die Schlüsselbegriffe, welche die 420 Pastoralmitarbeiter, Bischöfe, Priester und Kommunikationsmitarbeiter des Bistums erörterten, die teilnahmen.

Mit von der Partie waren auch Patrick Renz, ehemaliger Direktor von Migratio und Fastenopfer, und Luca Marin, Direktor des «Centre d’information et d’études sur les migrations internationales» (CIEMI) mit Sitz in Paris.

Eine absolute Realität

Schwester Marie-Hélène Robert, die den Missionsschwestern «Unserer Lieben Frau von den Aposteln» in Frankreich angehört, sprach über ihre Erfahrungen mit dem Multikulturalismus. Sie ist als Moderatorin von Sitzungen über kulturelle Missverständnisse tätig und reiste in mehr als 30 Länder. Seit 25 Jahren lebt sie in multikulturellen Gemeinschaften.

«Multikulturalität ist in der katholischen Kirche bereits eine absolute Realität», sagte sie gegenüber cath.ch. Jetzt gehe es darum, die Werkzeuge zu finden, um diese Realität besser zu bewältigen. Dies erfordere die Beseitigung von «Missverständnissen, die fast zwangsläufig auftreten, wenn sich Kulturen treffen».

Kulturelles Missverständnis

«Manchmal beschuldigen wir den anderen, wir betrachten ihn als Feind, während es sich nur um ein gegenseitiges Missverständnis handelt», so die Ordensfrau weiter. Sie wies darauf hin, dass die Kirche akzeptiere, «dass es Tausende von Möglichkeiten gibt, den Glauben auszudrücken». Aber es sei auch wahr, dass es zu Anomalien gekommen sei.

«Zusammensitzen, reden und über die Unterschiede lachen, das bricht Wände auf.»

Marie-Hélène Robert

Sie wies dabei auf jene Missionare hin, die in den vergangenen Jahrhunderten die «die Verkündigung des Evangeliums vollständig mit der Auferlegung der westlichen Zivilisation gleichgesetzt haben». Sie hätten den kulturellen Wert der Völker, die sie evangelisierten, nicht begriffen. Die Amazonas-Synode befinde sich am anderen Ende dieser Entwicklung, denn sie habe darauf bestanden, «auf die kulturellen Werte der anderen zu hören».

Es sei immer nützlich, so die Ordensfrau, sich im Bereich «Kommunikation» weiterzubilden. Sie nannte die Diözesantagung in Genf einen grossen Schritt in die richtige Richtung. «Zusammensitzen, reden und über die Unterschiede lachen, das bricht Wände auf.» Zuallererst mache es deutlich, dass Blockaden und Ängste bei sich selber bestehen können. (cath.ch/Übersetzung: Georges Scherrer)

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