«Vom Theaterstück habe ich zufälligerweise erfahren»

Im Theaterstück «Bilder putzen» im Kapuzinerkloster Appenzell wird das über 400-jährige Wirken der Kapuziner in Appenzell beleuchtet und gewürdigt. Der letzte Guardian, Bruder Hans Portmann, war an der Uraufführung am 31. Oktober 2019 dabei.

Claudia Koch

Es war das erste Mal, dass Bruder Hans Portmann seit der Schliessung des Klosters 2011 wieder im Kapuzinerkloster in Appenzell weilte. Für den letzten Guardian der Kapuzinergemeinschaft war der Besuch mit Emotionen verbunden. «Wehmut, aber auch Einsicht, dass dieser Schritt unausweichlich war», beschreibt er das Gefühl.

In Appenzell hat es ihm sehr gut gefallen. Portmann, der vor allem als Seelsorger tätig war, erinnert sich mit Bedauern an den Entscheid: «Jede Aufhebung eines Kloster ist traurig. Aber das ist der Lauf der Dinge.»

Entsprechend schmerzlich war die Klosterschliessung auch für die Appenzeller Bevölkerung, da die Kapuziner als Seelsorger, Prediger, Erzieher und als Lehrer im Gymnasium St. Antonius, Kollegi genannt, 425 Jahre lang gewirkt und Spuren hinterlassen haben.

Die Kapuziner kamen 1586 nach Appenzell mit dem Auftrag der Gegenreformation und der Stärkung des katholischen Glaubens. Ihre Predigttätigkeit war so überzeugend, dass die Kapuziner 1588 ein neu erbautes Kloster beziehen und 1590 dessen Kirche einweihen konnten.

Akzent setzen im Leben

Seit einem halben Jahr ist der im Luzerner Seetal aufgewachsene Kapuziner als Spiritual der Schwesterngemeinschaft in Ingenbohl tätig. Ursprünglich lernte er Schreiner, holte die Matura nach und trat 1972 mit 23 Jahren in den Orden ein. Er wollte seinem Leben einen Akzent geben, das Leben nicht einfach dahin flattern lassen.

Es folgten das Theologiestudium und die Priesterweihe in Hochdorf. Kurzeinsätze in Peru hätten seinen Horizont geöffnet, ihn vom Kleinkariertem weggeholt, so Portmann.

2004 kam er schliesslich nach Appenzell und wirkte die letzten drei Jahre bis zur Schliessung 2011 als Guardian mit neun Mitbrüdern. Zu einigen Appenzellern hat er noch Kontakt, wie auch zu Albert Koller, Präsident der Theatergesellschaft Appenzell.

«Vom Theaterstück habe ich zufälligerweise durch eine Schwester erfahren», sagt Portmann, dessen Neugier sofort geweckt war. Umso mehr freute er sich, als er von Koller zur Premiere eingeladen wurde.

Dass Theater in einer Klosterkirche gespielt wird, stört ihn überhaupt nicht. Dabei erinnert er an die Passions- und Krippenspiele in Kirchen, die eine lange Tradition haben.

Den Autor des Stücks, Paul Steinmann, kennt Portmann persönlich, da die beiden zusammen Theologie studiert haben. Portmann sieht dies als Riesenvorteil, da Steinmann die klösterlichen Strukturen kennt und dies im Stück einfliessen lässt.

Kirche lebt weiter

Sich selber in der ersten Szene mit der fiktiven Regierungsrätin bei der Verabschiedung der Kapuziner zu sehen, sei etwas eigenartig gewesen.

«Aber alles stimmte mit der Realität überein», hält Portmann fest. Auch die Pläne der Umnutzung des Klosters, die bisher nicht gefruchtet haben, werden im Theaterstück thematisiert. Denn seit das Kloster wieder im Besitz des Kantons ist, sucht dieser nach neuen Nutzungsmöglichkeiten.

Zurzeit sind Asylsuchende im Kloster untergebracht. Für Portmann eigentlich eine passende Lösung, da franziskanischer Gedanke – für den Kanton jedoch eine Notlösung. Das Thema des Stücks, das Bilder putzen, sieht er als symbolischen Akt. «Wenn ein Bild von Russ und Staub befreit wird, kommt etwas Neues hervor, vielleicht sogar ein neues Bild», so Portmann.

Auch werden Szenen aus der Vergangenheit der Kapuziner dargestellt, ihr Wirken und ihr Leben aufgezeigt. Musikalisch untermalt wird das Stück von den Geschwistern Küng, einer Appenzeller Streichmusik. Aufgefallen ist ihm, dass Regisseur Jean Grädel ihn während der Aufführung häufig beobachtet hat. «Wahrscheinlich war er auf meine Reaktion gespannt», vermutet er.

«Fast unkritisch»

Für Portmann stimmt das Theaterstück, das er als Dank und Würdigung der Kapuziner in Appenzell sieht. Portmann sagt dazu: «Die Kapuziner wurden sehr wohlwollend dargestellt, fast zu unkritisch.» Aber es sei nicht Aufgabe eines Theaterstücks, den fehlenden Klosternachwuchs zu thematisieren.

Vorschläge, wie das Kloster genutzt werden könnte, hat er keine. «Das Gebäude ist für das Gemeinschaftsleben ausgerichtet, heute lebt man als Single», so Portmann. Eine Passage, die der letzte Guardian im Stück sagt, sieht er durchaus bestätigt: «Die Kirche funktioniert auch ohne Kapuziner. Die Kirche lebt weiter.»

Wegen der grossen Nachfrage gibt es eine Zusatzvorstellung am 30. November, Beginn 19 Uhr. Informationen zum Theaterstück «Bilder putzen» gibt es auf www.tgappenzell.ch

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