Wieder Boden unter den Füssen

Medienmitteilung: Im Rahmen des Angebotes SAH Garten und Landwirtschaft haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Frühjahr bis Spätherbst 2019 ihren Arbeitsalltag in fotografi-schen Momentaufnahmen eingefangen. Ausgewählte Fotografien werden über die Wintermonate im Kapuzinergarten des Klosters Wesemlin ausgestellt. Zitate aus Ge-sprächen mit den Teilnehmenden, Hintergrundinformationen zum Angebot, zum Kapuzinerkloster sowie zum Thema Care Farming ergänzen die Fotos und ermöglichen eine Reflexion der gärtnerischen Tätigkeit.

Im Angebot SAH Garten und Landwirtschaft arbeiten Menschen mit wirtschaftlicher Sozial-hilfe unter Anleitung erfahrener Fachpersonen in zwei Gartenanlagen und einem landwirtschaftlichen Betrieb.

Der Garten als traditioneller Ort des Geschehens, gehört in der Biografie vieler geflüchteter Menschen zum Alltag in ihren Herkunftsländern. In den Gärten und in der Landwirtschaft sind Menschen tätig, die die Erde bearbeiten, Pflanzen ziehen, Tiere züchten und Landschaftspflege betreiben. Dabei bildet diese Arbeit eine wichtige Grundlage für die Förderung körperlicher und seelischer Gesundheit, was sich in den Gärten des SAH Zentralschweiz immer wieder zeigt. Die Pflege von Pflanzen (und Tieren) fordert klare Arbeitsabläufe, die Betätigungsfelder im Garten und in der Landwirtschaft sind vielfältig und eine Grosszahl der Arbeiten findet in der Gemeinschaft statt. Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen können so einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen und wieder «Boden unter den Füssen» erhalten. Die Teilnehmenden gehen mit viel Leidenschaft und Tatendrang an die Garten- und Landwirtschaftsarbeit. So entstehen gute Geschichten und tragende Beziehungen.

Der Mehrwert, der die Gartenarbeit für geflüchtete Menschen aus persönlicher Sicht hat, wiederspiegelt sich in den zahlreichen in der Ausstellung aufgeführten Zitaten aus Gesprächen mit den Teilnehmenden. Hier eine kleine Auswahl:

Mustafa A. aus Syrien: «Wenn ich nicht arbeite, habe ich Probleme mit meinen Füssen. Aber wenn ich arbeite, habe ich keine Schmerzen.»

Aman B. aus Eritrea: «Ich probiere hier neues Gemüse. Einmal habe ich Spinat probiert – das kann ich nicht essen.»

 Fitsum T. aus Eritrea: «Hier ist gut. Aber noch besser wäre es, wenn wir die ganze Woche arbeiten könnten und immer Deutsch sprechen würden. Drei Tage sind nicht genug.»

Abdulhamid Q. aus Syrien: «Du kannst nicht sagen, dass ich das genau mache. Gemüse ist nicht Metall, das ist nicht genau, da ist eines so und das andere so. Aber ich probiere es genau zu machen.»

Die Freilichtausstellung «Wieder Boden unter den Füssen» beginnt mit einer Vernissage am Dienstag, 19. November 2019 um 18h00 im Kapuzinergarten des Klosters Wesemlin und endet am 7. März 2020 mit einer Finissage. Der Kapuzinergarten ist täglich zwischen 7h00 und 19h00 frei zugänglich.

SAH Zentralschweiz

Das SAH Zentralschweiz ist in den Bereichen Arbeit, Bildung und Integration in mehreren Zentralschweizer Kantonen tätig. Mit Beschäftigungs- und Bildungsprogrammen werden erwerbslose und stellensuchende Personen sowie geflüchtete Menschen wirkungsvoll bei der beruflichen, sprachlichen und sozialen Integration unterstützt und der Zugang zum schweizerischen Alltag erleichtert. Als nicht gewinnorientierter Verein ist das SAH Zentralschweiz Teil des nationalen SAH Netzwerks (11 Regionalvereine mit insgesamt rund 1’000 Mitarbeitenden) und blickt auf eine langjährige Erfahrung zurück: Das Schweizerische Arbeiterhilfswerk (SAH) wurde 1936 gegründet und ist seit 1992 auch in der Zentralschweiz aktiv.

Kapuzinerkloster Wesemlin

Der Kapuzinerorden ist ein Orden, der auf den Heiligen Franz von Assisi zurückgeht. Er entstand in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Mittelitalien. Mit dem Konzept «Oase-W» versuchen die Kapuzinerbrüder ihre Kräfte im Kloster Wesemlin zu bündeln. Im Vordergrund steht nicht mehr die traditionelle Aushilfetätigkeit in Pfarreien, sondern eine Öffnung des Klosters. Menschen sollen hier einen Ort der Ruhe, der Besinnung und des Gebets, aber auch einen Ort der Begegnung finden, an dem sie sich zugehörig fühlen können. Vielfältige spirituelle Angebote unterstreichen diese Neu-Ausrichtung. Der Garten des Kapuzinerklosters diente früher vorwiegend der Selbstversorgung. Zugleich bot er den Brüdern Rückzugsmöglichkeiten für Stille und Gebet, sowie Raum für Erholung. Bis 2015 war die 2,8 ha grosse Gartenanlage weitgehend geschlossen. Heute ist der Kapuzinergarten als grösster Privatgarten der Stadt Luzern für die Öffentlichkeit zugänglich und beheimatet verschiedene Interessengruppen.

Care Farming

Die Nutzung von Garten und Landwirtschaft für soziale, pädagogische, arbeitsintegrative und gesundheitsförderliche Zwecke, wird mit dem Begriff «Care Farming» bezeichnet. Heute gibt es in der Schweiz zahlreiche Angebote im Bereich Care Farming (z.B. Time-Outs, begleitete Arbeitsplätze, Familienplatzierungen). Das SAH Zentralschweiz erkannte bereits vor Jahren das Potenzial mittels dem Angebot SAH Garten und Landwirtschaft die Fähigkeiten geflüchteter Menschen und deren Vorkenntnisse aus dem Heimatland auf ideale Weise zu verknüpfen. Seit 2018 steht das Angebot allen Menschen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe offen.

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