«Pflichtzölibat wird nach Amazonas-Synode fallen»

Der Psychotherapeut und Theologe Wunibald Müller hält die am Sonntag beendete Amazonas-Synode für historisch. Papst Franziskus sieht er als «Mann der kleinen Schritte».

Die zu Ende gegangene Amazonas-Synode «wird in die Geschichte eingehen als die Synode, mit der das Ende des Pflichtzölibats eingeläutet wurde», erklärte Müller am Sonntag in Würzburg. «Mit der Empfehlung, bewährte verheiratete Männer zu Priestern zu weihen, ist endgültig der Damm gebrochen, der bisher eine Aufhebung des Pflichtzölibats verhinderte.»

Hoffen auf Veränderung

Der frühere Leiter des Recollectio-Hauses in Münsterschwarzach sprach in diesem Zusammenhang von einer «wahrhaft frohen Botschaft» für Männer, die sich zum Priestertum, nicht aber einem zölibatären Lebensstil berufen fühlten. Zugleich dürften auch die vielen Priester, die trotz Zölibat in Beziehungen lebten, auf eine Veränderung ihrer Situation hoffen.

«Anfällig für missbräuchliches Verhalten»

Ohne Pflichtzölibat könnten Priester künftig offener, realistischer und ehrlicher mit ihrer Sexualität umgehen. «Diese muss dann nicht länger in einem Dunkelbereich gelebt werden, was sie anfällig macht für ein unreifes und missbräuchliches sexuelles Verhalten.» Damit würde dann auch ein wichtiger Beitrag zur Prävention sexualisierter Gewalt durch Kleriker geleistet.

Der Theologe und Psychotherapeut erklärte, Papst Franziskus habe in der letzten Zeit «durch manche unklugen Äusserungen und sein Zögern, was konkrete Reformen betrifft, an Glaubwürdigkeit und Sympathie verloren». Nun erweise er sich «als ein Mann der kleinen Schritte». Dies sei «vielleicht die einzigmögliche Weise, tatsächlich in der Kirche etwas zu verändern, ohne eine Kirchenspaltung heraufzubeschwören». (kna)

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