Indigene hoffen auf Support seitens Amazonas-Synode

Kurz vor der Amazonas-Synode richtet sich die Aufmerksamkeit nach Rom. Zeit für Fastenopfer, um auf die Situation der Indigenen und eine Chance für die Kirche hinzuweisen.

Ueli Abt

Knapp 300 Synodenteilnehmer werden an der Amazonassynode ab kommendem Sonntag unter anderem Lösungen für den Priestermangel in einer dünn besiedelten Weltgegend be- und verhandeln. Ein Schwerpunkt soll aber auch eine ganzheitliche Ökologie sein.

Ungewiss ist, in welchem Ausmass es um die Lage der Indigenen in der Amazonas-Region gehen wird – immerhin 17 Indigene befinden sich unter den mehr als hundert nicht stimmberechtigten Teilnehmenden.

Hören, was entschieden wurde

Eine davon ist Ernestina Macuxi, Vertreterin der indigenen Gemeinschaft der Macuxi. Ihre Erwartungen an die Synode: «Ich hoffe, dass die Kirche wahrnimmt, was unsere Realität ist und was wir tagtäglich erleben.» Sie wünsche sich mehr Aufmerksamkeit. Ausserdem, dass anerkannt werde, «was wir machen» und was ihre Rechte seien und dass die Indigenen mitbekämen, was an der Synode entschieden wurde, sagt die Lehrerin und studierte Soziologin während eines Medienanlasses von Fastenopfer.

Das katholische Hilfswerk hat Macuxi unmittelbar vor der Amazonas-Synode nach Zürich eingeladen, wo sie die Lage der Indigenen im heutigen Brasilien schilderte.

«Bolsonaro mag Indigene nicht»

Die Rhetorik der Regierung legitimiere geradezu verfassungswidrige Handlungen, so etwa Landenteignungen. Damit sei eine positive Entwicklung bedroht, die unter dem vormaligen Präsidenten da Silva in Gang gekommen sei. Das im Rahmen eines Erlasses an die Indigenen zurückgegebene Land sei stark ökologisch belastet und müsse von den Indigenen wieder renaturiert werden.

Der Schutz des Amazonasgebietes sei auch eine Herausforderung, welche die ganze Welt betreffe. Macuxi appellierte dabei an den Gemeinschaftssinn, was sie bildlich mit einem Bündel von Holzstäben veranschaulichte: Ein einzelner Player mag zerbrechlich sein wie ein einzelner Stab, gemeinsam gebündelt sind die Stäbe jedoch stark.

Laut Macuxi hat sich die Situation mit der Regierung Bolsonaro ab Anfang Jahr massiv verschlechtert. «Bolsonaro verhält sich wie ein Diktator, er respektiert die Indigenen nicht», sagte Macuxi. Er versuche den Eindruck zu erwecken, die Indigenen seien ein Stein im Weg der Entwicklung, so Macuxi.

Fastenopfer unterstützte Befragungen finanziell

Als zweiten Gast hatte Fastenopfer Luis Ventura eingeladen, auch er nimmt an der Synode teil. Ventura ist Vertreter der Fastenopfer-Partnerorganisation Cimi, die in den letzten eineinhalb Jahren in Brasilien an der Vorbereitung der Amazonassynode mitwirkte. Unter anderem wurden rund 80’000 Personen befragt, was Fastenopfer finanziell unterstützte.

Von der Amazonas-Synode erwartet Ventura, dass die Kirche in einen Dialog mit allen Beteiligten tritt. Er hoffe, dass bei einer ganzheitlichen Ökologie im Sinne von Papst Franziskus die indigenen Gemeinschaften miteinbezogen werden.

Von Konzernen Verantwortung einfordern

Die Kirche müsse nah an den Leuten sein, die Rechte der Indigenen verteidigen und einen interkulturellen Dialog auf Augenhöhe führen.

Aus Sicht von Fastenopfer-Geschäftsleiter Bernd Nilles sollen sich die Kirche und die Gesellschaft an die Seite der lokalen Bevölkerung stellen. Da Konzerne ihre in Amazonien auf Kosten von Menschen und der Umwelt erwirtschafteten Gewinne auch in der Schweiz versteuerten, sei politisches Handeln gefordert.

Aber auch für die Kirche biete sich im Rahmen der Amazonas-Synode eine Chance, soziale und ökologische Verantwortung weltweit zu übernehmen. Die katholische Soziallehre biete dazu eine «wichtige Grundlage»: Diese spreche dafür, dass die Kirche mithilft, das von den Vereinten Nationen verbriefte Selbstbestimmungsrecht der Indigenen zu verteidigen und an Antworten auf die Klimakrise mitzuwirken.

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https://www.kath.ch/newsd/indigene-hoffen-auf-beachtung-und-support-seitens-amazonas-synode/