Zitat: «Wenn Jesus spricht, sieht man die Zuhörer»

«Kein Regisseur arbeitet so ausführlich – und dramaturgisch völlig sinnlos – mit Grossaufnahmen wie Pasolini. Wenn Jesus spricht, sieht man über die Hälfte der Zeit seine Zuhörer: Leute aus dem Volk, Leute mit zerfurchten Gesichtern, Freunde von Pasolini. Man erkennt die Liebe, mit der die Kamera auf die Darsteller schaut. Und man erkennt, dass ein Bibel-Film, der nicht frömmlerisch und scheinheilig ist, nur davon handeln kann.»

Kolumnist und Regisseur Milo Rau schreibt in der «Sonntagszeitung», ihm sei auf einmal bewusst geworden, wie «simpel und menschlich» Regisseur Pasolini seinen legendäre Bibelverfilmung – mit dem Originaltitel «Il Vangelo secondo Matteo» von 1964 – inszenierte. Alle Rollen seien mit Menschen besetzt, die er auf der Strasse traf. Das mache seinen Bibelfilm nur scheinbar zu einem Film über einen Gott. Es sei in Wahrheit ein Film über die Menschen, die darin spielen. Rau macht damit auch ein wenig seine eigene Arbeitsweise zum Thema. Er verfilmt im süditalienischen Matera die Passion Christi mit einem Cast aus Flüchtlingen, Aktivisten und ehemaligen Schauspielern der Filme von Pasolini und Gibson. (uab)

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