Fantasie-König spricht in bezahltem Interview über «satanisches System»: Nun krebst der Fernsehsender zurück

«Schweiz 5» bietet gegen Geld Esoterikern, Reichsbürgern und Sektenführern eine Plattform. Im Mai war Peter Fitzek, selbst ernannter «König von Deutschland», zu Gast. Nun rückt der Fernsehsender von seiner Linie ab: Jemand wie Fitzek bekommt keine Sendung mehr.

Link: Werbebestimmungen wurden nicht verletzt Die Sendung schlüpft durch die Gesetzes-Maschen. Denn Redaktionen müssen gemäss Radio- und Fernsehgesetz Tatsachen so darstellen, dass sich das Publikum eine eigene Meinung bilden kann. Bei «Time-to-do» darf Fantasie-König Fitzek ohne lästige kritische Fragen über das «satanische System» schwadronieren und über ein Bankenkartell, das ihn zu ermorden versucht habe. Der Grund, warum das geht, findet sich in der rechten oberen Bildecke. Blass flimmert da «Werbesendung». Für Werbung gelten schwächere Bestimmungen. 2016 wurde «Schweiz 5» wegen «Time-to-do» vom Bundesamt für Kommunikation gebüsst, weil die Sendung nicht als Werbung gekennzeichnet war. Der Sender machte sich zudem der gesundheitsgefährdenden Werbung schuldig. Nun läuft die Sendung einige Sekunden verzögert. Bei wohl rechtswidrigem Inhalt wird der Ton ausgeblendet. Der Bund hat die Sendung mit Fitzek und zwei weitere geprüft, sieht jedoch keinen aufsichtsrechtlichen Handlungsbedarf; die Werbebestimmungen seien nicht verletzt. An «Schweiz 5» und damit an der Sendung «Time-to-do» verdienen die grossen Schweizer Provider mit: Swisscom, Sunrise und UPC haben «Schweiz 5» alle im Angebot. Fürs Weiterverbreiten werden sie bezahlt. Auf Anfrage zieht keiner der Provider in Betracht, den Sender aus dem Programm zu nehmen. Sie verweisen auf den Bund. Geschäftsführerin: Jemand wie «König » Fitzek bekommt keine Sendung mehr Doch dem Sender selbst passen offenbar die eigenen Inhalte nicht mehr. Geschäftsführerin Stefanie Viertler schreibt auf Anfrage, dass jemand wie Peter Fitzek künftig keine Sendung mehr bekomme. Warum? «Ohne Gründe.» Der Verwaltungsrat habe das entschieden. Wenn alle Urteile gegen Fitzek aufgehoben würden, dürfe dieser das aber auch sagen. Mit aufgehobenen Urteilen rechtfertigt Viertler auch das unkritische Interview. Allerdings ist eines der Urteile rechtskräftig. Und im Verwaltungsrat sitzt auch Brakenwagen, der Fitzeks Ideen «alle super» findet. Zu der Einschätzung des Sektenexperten schreibt Viertler: «Wir zwingen niemanden, in ein Seminar, respektive dann in eine Sekte zu gehen.» Brakenwagen sei auf Sendung, weil der eigenfinanzierte Sender Einnahmen generieren müsse. «Schweiz 5» bestreitet seinen Betrieb grösstenteils mit Esoterik-Shows. Einige Male pro Monat werden Talks der Zeitung «Schweizerzeit» von Alt-SVP-Nationalrat Ulrich Schlüer gesendet. In 1640 Sendungen noch nie einen Gast kritisiert Im Gespräch mit Moderator Brakenwagen wird schnell klar, dass er ein Überzeugungstäter ist. Der 63-jährige Deutsche spricht viel und schnell über den Staat Schweiz, der angeblich beginne, Firmenstrukturen anzunehmen, darüber, dass es im Moment drei Evolutionsstufen von Menschen gebe, und dass die Schweiz eine Person, einen obersten Souverän brauche, der ein Veto-Recht gegen Parlamentsentscheidungen habe. Dass seine Firma 2000 Franken von den Gästen bekommt, räumt er offen ein. «Ich habe in Internet-Videos schon gesagt, wie ich arbeite.» Der Moderator sagt selbst, er habe in 1640 Ausgaben noch nie einen Gast kritisiert: «Dafür gibt es andere Sendungen».

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