Am Priesteramt kommt niemand vorbei

Zürich, 13.8.19 (kath.ch) Wenn in der katholischen Kirche über die Zulassungskriterien zum Priesteramt gesprochen wird, treffen harte Fronten aufeinander. Mehr Offenheit wäre wünschenswert, schreibt kath.ch-Redaktor Martin Spilker im Kommentar.

Papst Franziskus wendet sich in einem Brief an über 400’000 Priester weltweit, um ihnen den Rücken zu stärken. Es ist ein ehrliches Schreiben, das die vorgefallenen Missstände nicht beschönigt. Gleichzeitig spricht hier ein Bischof und Priester seinen Brüdern im Amt Mut zu, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, und warnt sie vor Resignation. Dieses Schreiben hat den vielen unbeteiligten Priestern, die von all den Missbrauchsfällen ebenso schockiert sind wie die Öffentlichkeit, gut getan. Es ist ein wichtiges Zeichen.

Was steckt hinter dieser Angst?

Verfolgt man Debatten in den sozialen Medien, wird das Priesteramt aber nicht nur im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen kritisiert. In kurzer Zeit wird im Vatikan an der Amazonas-Synode über dieses Amt und eine Veränderung der Anforderungsbedingungen dazu diskutiert. Manche Kirchenvertreter sehen allein schon darin den drohenden Verlust kirchlicher Traditionen. Was steckt hinter der Angst, den Zugang zum Priesteramt zur Diskussion zu stellen?

Dieses Amt gehört zur Kirche, das ist keine Frage. Es ist bestimmt ein sehr erfüllendes Amt für alle, die sich den geltenden Bedingungen stellen können. Aber es könnte auch noch weit mehr sein. Das Priestertum hat in der Geschichte schon viele Facetten gehabt. Da gibt es auch noch Raum für neue Formen.

Diese Form wird die Kirche nicht weiterbringen.

Mir als früherem Lokaljournalisten kommen Diskussionen über das Priesteramt wie Wahlveranstaltungen vor: Parteivertreter markieren lautstark Präsenz und steigen mit bereits gemachten Meinungen in die Debatte. Diese Form der Auseinandersetzung wird die Kirche nicht weiterbringen. Das Gespräch darüber muss offen geführt werden.

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