Israels Austritt aus der Unesco wird im neuen Jahr wirksam

Jerusalem, 2.1.19 (kath.ch) Nach fast 70 Jahren Mitgliedschaft hat Israel im Dezember 2017 seinen Austritt aus der Unesco erklärt. Entsprechend der Konstitution der Kulturorganisation der Vereinten Nationen ist der Schritt seit Silvester 2018 wirksam.

Andrea Krogmann

Seit Jahren wirft Israel der Unesco vor, parteiisch und unausgewogen gegen Israel Politik zu machen. Der lange schwelende Streit über die Haltung der Unesco im Nahostkonflikt kommt mit dem Austritt zum vorläufigen Höhepunkt. Praktische Konsequenzen für seine bestehenden Welterbestätten muss Israel jedoch nicht befürchten.

Dauerbrenner Tempelberg

Ein Dauerbrenner in der schwierigen Beziehung bleiben dabei Jerusalem und der Tempelberg, die immer wieder für Unesco-Interventionen sorgten. Allein seit 2009 habe die Unesco Israel in 71 Entschliessungen verurteilt, während andere Länder im selben Zeitraum zweimal dasselbe Schicksal traf, hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kritisiert.

Diese Unesco-Politik sei skandalös. Einer von der 1945 gegründeten Unesco organisierten Antisemitismuskonferenz in New York blieb er aus Protest fern.

Neun Welterbestätten

Neun israelische Stätten sind in der Unesco-Liste verzeichnet. Seit 2001 zählen die Festung Masada am Toten Meer und die Altstadt von Akko zum Welterbe, die im Bauhaus-Stil errichtete «Weisse Stadt» in Tel Aviv, die Ruinenhügel von Megiddo, Hazor und Beerscheba kamen 2005 hinzu, ebenso die Städte an der Weihrauchstrasse in der Negevwüste, prähistorische Höhlen im Karmel-Gebirge (2012) und der Schefela-Ebene (2014).

Als religiöse Stätten sind seit 2008 die Bahai-Heiligtümer in Haifa und Westgaliläa auf der berühmten Liste vertreten. Das jüngste israelische Mitglied der Welterbeliste ist die Nekropole von Bet Schearim im Norden des Landes (2015). Die Altstadt von Jerusalem und ihre Mauern, 1982 auf jordanischen Antrag aufgenommen, werden ohne Länderzuordnung geführt.

Protest wegen Palästina

Schon 2011 hatten Israel und die USA als Protest gegen die Aufnahme der Palästinenser als Unesco-Mitgliedsstaat ihre jährlichen Unesco-Beiträge eingefroren. Beide Länder verloren daraufhin 2013 ihr Stimmrecht in der Organisation.

Auf umgerechnet knapp 7,4 Millionen Euro, heisst es in israelischen Medienberichten, beläuft sich gegenwärtig Israels Beitragsschuld. Hinzu kommen ausstehende Beiträge in Höhe von 81’000 Euro für den Welterbefonds, in den Israel laut Unesco zuletzt im März 2011 eingezahlt hat.

Vorwurf der «Geschichtsfälschung»

Mit der Aufnahme in die UN-Organisation haben auch die Palästinenser Stätten in ihrem Namen auf die Unesco-Liste eintragen lassen. Als palästinensisches Welterbe zählen für die Unesco neben der Geburtskirche in Bethlehem und der Terrassenlandschaft von Battir seit Juli 2017 auch die Machpela genannten Patriarchengräber und die Altstadt von Hebron/Al-Khalil. Ein Entscheid, den Netanjahu damals als «Geschichtsfälschung» verurteilte.

Das Label «palästinensisch» für Hebron und seine Patriarchengräber brachte das Fass zum Überlaufen: Israel folgte US-Präsident Donald Trump und erklärte seinen Rückzug.

Fehlende Beiträge der USA schmerzen

Für die Unesco ist der Austritt eines Mitgliedstaates kein völliges Novum. Die USA waren unter Präsident Ronald Reagan bereits einmal aus- und unter George W. Bush wieder eingetreten. Auch Grossbritannien und Singapur kehrten der Kulturorganisation zeitweilig den Rücken.

Doch hat die Organisation nun mit den USA einen wesentlichen finanziellen Unterstützer verloren: Theoretisch mehr als ein Fünftel des Jahresbeiträge kamen bisher aus den Vereinigten Staaten, deren Beitragsschuld sich inzwischen auf fast einen Unesco-Jahresetat belaufen. Das verhältnismässig kleine Israel fällt als Beitragszahler deutlich weniger ins Gewicht. (kna)

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