Evangelische Kirche in Deutschland soll Missbrauchsfälle aufarbeiten

Berlin, 7.11.18 (kath.ch) Eine unabhängige Aufarbeitungskommission hat die evangelische Kirche aufgefordert, Verantwortung für sexuellen Kindesmissbrauch zu übernehmen und eine Aufarbeitung zu ermöglichen. Die Fälle von Missbrauch in einzelnen Institutionen in ihrer Trägerschaft und durch ihre Amtsträger liessen auf strukturelle Ursachen in der Kirche schliessen.

Anlass der Äusserung ist die 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vom 11. bis zum 14. November in Würzburg, bei der sich die Teilnehmer auch mit dem Missbrauch in der evangelischen Kirche befassen wollen.

Angst, Scham, Unsicherheit

Die Kommissions-Vorsitzende Sabine Andresen erklärte, die Fälle von Missbrauch in einzelnen Institutionen liessen auf strukturelle Ursachen in der Kirche schliessen. Zudem hätten sich bisher insgesamt 31 Betroffene bei der Kommission gemeldet und von Missbrauch in der evangelischen Kirche berichtet, davon sieben in Freikirchen.

Etwa die Hälfte dieser Betroffenen habe sich noch nicht an die Kirche gewandt. Gründe hierfür seien Angst, Scham, Unsicherheit oder mangelnde Informationen über Anlaufstellen.

Entschädigung und Unterstützung gefordert

Weiter forderte die Kommission eine Entschädigung der Betroffenen sowie eine Unterstützung betroffener Gemeinden und Einrichtungen. Beim Umgang mit den Tätern brauche es eine Kooperation mit dem Staat. Die Beschlüsse der Kirchenkonferenz der EKD vom 5. September zeigten, dass wichtige Akteure der evangelischen Kirche verstanden
hätten, welche Aufgaben für sie anstünden.

Ein EKD-Sprecher begrüsste die Stellungnahme der Kommission. Der neue Beauftragtenrat der EKD werde sich mit der Empfehlungen der Kommission befassen und diese mit den eigenen Vorhaben zur bevorstehenden Synode abgleichen.

EDK zur Zusammenarbeit bereit

Die EKD wolle weiter mit der Kommission zusammenarbeiten. Zudem habe der Ratsvorsitzende, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, den Missbrauchsbeauftragten der deutschen Bundesregierung für die Dezember-Sitzung des EKD-Rates eingeladen.

Die Aufarbeitungskommission hatte Anfang 2016 ihre Arbeit aufgenommen. Sie soll Ausmass und Folgen von Kindesmissbrauch in Deutschland untersuchen und ist beim Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung angesiedelt. (kna)

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