«Madonna di San Luca» in Rom wieder zu sehen – neue Erkenntnisse

Rom, 18.10.18 (kath.ch) Eines der bedeutendsten Marienbildnisse Roms, die «Madonna di San Luca» aus der Basilika Santa Maria del Popolo, ist nach mehrmonatiger Restaurierung wieder zu sehen. Die Arbeiten brachten eine Inschrift zutage, die das Tafelbild als Werk von Filippo Rusuti (um 1255-1325) ausweist.

Die Entdeckung erlaubt auch die Zuschreibung von stilistisch verwandten Fresken in der römischen Kirche San Saba auf dem Aventin an Rusuti. Das Museum der Engelsburg widmet dem Bild eine Sonderausstellung von Freitag bis zum 18. November.

Rusuti gilt als einer der herausragenden italienischen Künstler des Spätmittelalters. Unter anderem war er für König Philipp IV. in Frankreich tätig. Als sein einziges signiertes Werk in Rom war bislang nur das Fassaden-Mosaik der Basilika Santa Maria Maggiore bekannt, das wahrscheinlich 1297 entstand.

Die Inschrift Rusutis auf der «Madonna di San Luca» tauchte bei der Reinigung am oberen Bildrand auf. Einer späteren mittelalterlichen Überlieferung zufolge wurde das Gemälde im Jahr 1235 auf Anordnung Papst Gregors IX. von der Lateranbasilika in die Kirche Santa Maria del Popolo übertragen.

Keine Spuren von älterem Gemälde

Wenn diese Auskunft stimmt, muss es sich um ein Vorgängerbild handeln, das dann möglicherweise von Rusuti übermalt wurde. Eine Hypothese ist, dass er den Auftrag dazu im Blick auf die 200-Jahr-Feiern der Kirche 1299 erhielt.

Laut der Kunsthistorikerin Simonetta Antellini, die an der Restaurierung beteiligt war, weist der Unterbau des Bildes aus Nussholz in eine frühere Epoche. Spuren eines älteren Gemäldes seien bei den Untersuchungen jedoch nicht entdeckt worden.

Einfluss byzantinischer Ikonen

Die «Madonna di San Luca» zeigt deutlich den Einfluss byzantinischer Ikonen. Die feine Ausführung und die ästhetische Qualität trugen zur Verbreitung als Grundtyp eines wundertätigen Marienbilds bei. Zugleich verfestigte sich die Legende, das Werk stamme vom Evangelisten Lukas.

Ihre zentrale Rolle innerhalb der Basilika Santa Maria del Popolo behielt die «Madonna di San Luca» auch nach der Umgestaltung der Kirche durch Gian Lorenzo Bernini (1598-1680) bei. Bernini bettete das Bild in einen theatralischen Rahmen, der die Wirkung noch steigern sollte, aber zugleich die Distanz zwischen Werk und Betrachter vergrösserte. (kna)

 

 

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