Unterschiedliche Reaktionen auf eigenständige ukrainische Kirche

Washington/Wien, 17.10.18 (kath.ch) Der Kiewer griechisch-katholische Grosserzbischof Swjatoslaw Schewtschuk sieht die Anerkennung der zwei von Moskau unabhängigen orthodoxen Landeskirchen in der Ukraine positiv. Die Gewährung kirchlicher Unabhängigkeit an die Ukraine durch den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. sei eine «Bestätigung der Rechte» dieser Nation, sagte Schewtschuk dem US-Nachrichtenportal «Crux» (Mittwoch). Dagegen wertete der Ostkirchenexperte Rudolf Prokschi die neuen Entwicklungen als «Katastrophe».

Schewtschuk sagte weiter, die Ukraine habe «nicht nur das Recht, ein unabhängiges Land zu sein, sondern auch auf Akzeptanz der eigenen Interpretation ihrer religiösen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft». Der Geistliche nimmt derzeit an der Weltbischofssynode im Vatikan teil.

Überzeugendere Argumentation aus Konstantinopel

Er wolle sich nicht in innere Angelegenheiten anderer Kirchen einmischen, finde im Konflikt zwischen den Patriarchaten von Konstantinopel und Moskau die Argumentation Konstantinopels jedoch überzeugender, so der Grosserzbischof. Fast 20 Millionen Ukrainer spürten darin die Zuwendung ihrer Mutterkirche. Moskau wiederum scheine «eine andere Logik zu haben – die Logik der Sprache der Drohungen, der Erpressung und auch die der Ultimaten, wie wir sie gehört haben», sagte Schewtschuk.

«Riesiger Aderlass» für Moskauer Patriarchat

Der Wiener Kirchenhistoriker Rudolf Prokschi bezeichnete den Bruch zwischen den Patriarchaten Moskau und Konstantinopel als «Katastrophe». Um die Dimension des Konflikts in der Ukraine zu verstehen, müsse man etwa auch bedenken, dass das Moskauer Patriarchat mit der Eigenständigkeit der Kirche in der Ukraine ein Drittel seiner Gläubigen verlieren würde – ein «riesiger Aderlass», so der katholische Theologe am Dienstagabend im ORF-Hörfunk.

«Für die russisch-orthodoxe Kirche, und da geht sie konform mit der russischen Politik, gehören Russland, Weissrussland und die Ukraine traditionell als Einheit zusammen. Dass die Ukraine daraus ausbrechen könnte, ist schlichtweg unverständlich.»

Eucharistische Gemeinschaft gekündigt

Das Leitungsgremium des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel hatte am vergangenen Donnerstag die Bildung einer autokephalen (eigenständigen) ukrainisch-orthodoxen Landeskirche befürwortet. Zugleich erkannte es zwei vom orthodoxen Moskauer Patriarchat abgespaltene Kirchen in der Ukraine an. Darauf kündigte das Moskauer Patriarchat die eucharistische Gemeinschaft mit Konstantinopel. Dessen Patriarch Bartholomaios I. ist das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie. (kna)

 

 

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