Feministische Theologinnen entsetzt über Abtreibungsvergleich des Papstes

Basel, 17.10.18 (kath.ch) «Empört euch!» Mit diesem Aufruf wenden sich Feministische Theologinnen an die Öffentlichkeit. Sie protestieren damit gegen Äusserungen des Papstes. Dieser hatte Abtreibung mit Auftragsmord verglichen.

«Wie lange wollen wir uns das als Frauen noch gefallen lassen?» In dieser Frage gipfelt der zweiseitige Aufruf der Interessengemeinschaft (IG) Feministische Theologinnen Deutschschweiz und Liechtenstein (16. Oktober). Sie werfen Papst Franziskus und der römisch-katholischen Kirche vor, die konkrete Lebenswirklichkeit von Frauen weder wahrzunehmen noch zu respektieren. «Im Gegenteil: Weiterhin wird von klerikalen Kirchenmännern ganz selbstverständlich über den Körper und die Sexualität der Frau bestimmt.»

Exempel am Körper der Frau statuieren

Am Körper der Frau werde ein Exempel statuiert, «Frauen-Menschenrechte» wie sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung würden auf allen Ebenen bekämpft, traditionelle Geschlechterrollen hochgehalten und Gender-Studies «als dämonische Ideologie verteufelt».

Auslöser für den wutentbrannten Aufruf sind die Äusserungen von Papst Franziskus von letzter Woche: Es gehe nicht an, ein «noch so kleines» menschliches Lebewesen zu töten. «Das ist, als würde man einen Killer beauftragen», so der Papst wörtlich bei seiner Generalaudienz am 10. Oktober auf dem Petersplatz.

Kein einmaliger Ausrutscher

Für die feministischen Theologinnen ist dies kein einmaliger verbaler Ausrutscher. Bereits im Juni habe Papst Franziskus die Abtreibung behinderter Kinder mit dem Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten verglichen. Damals sei der Empörungsschrei allerdings ausgeblieben.

Die IG wehrt sich entschieden dagegen, dass die Lebenssituation der betroffenen Frauen «komplett ausgeblendet» werde. Die an der ungewollten Schwangerschaft beteiligten Männer fänden im Urteil der katholischen Kirche keine Erwähnung.

Frauen in Notlage helfen

Weil die katholische Kirche gleichzeitig Verhütungsmittel verbiete, versuchten viele vor allem arme Frauen in katholisch geprägten Ländern, ihr Kind illegal abzutreiben, wenn sie sich ausser Stande fühlten, dieses aufzuziehen. Dies habe grosses Leiden zur Folge. Anstatt diese Frauen als Verbrecherinnen zu behandeln, sollte ihnen in ihrer existenziellen Not geholfen werden, fordern die Theologinnen der IG.

Auch der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) hat auf die Äusserungen des Papstes reagiert und sich gegen die Kriminalisierung von Frauen, die ein Kind abtreiben, gewehrt. Der SKF ruft dazu auf, eine Petition des Katholischen Deutschen Frauenbundes an Papst Franziskus zu unterzeichnen. (sys)

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