Debatte um Rektor Wucherpfennig hält weiter an

Köln, 13.10.18 (kath.ch) Die fehlende Bestätigung des Vatikan für eine weitere Amtszeit des Jesuitenpaters Ansgar Wucherpfennig als Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen sorgt weiterhin für Debatten.

Wucherpfennig habe sich auf Aussagen von Papst Franziskus verlassen «und ist damit gegen die Wand gefahren», sagte der Theologe Michael Seewald am Samstag im Deutschlandfunk. Der Papst ermutige Theologen ausdrücklich, im Sinne kirchlicher Reformen zu denken – die römische Bildungskongregation agiere jedoch ganz anders.

Wucherpfennig wurde bereits im Februar für eine dritte Amtszeit als Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen wiedergewählt. Dort lassen die Bistümer Hamburg, Hildesheim, Limburg und Osnabrück ihre Priesteramtskandidaten ausbilden. Der Vatikan erteilte ihm bislang noch nicht die erforderliche Unbedenklichkeitserklärung («Nihil obstat»).

«In Deutschland einfach nicht akzeptabel»

Wucherpfennig hatte sich in Interviews kritisch zum Umgang der Kirche mit Homosexuellen und mit Frauen geäussert und Segensfeiern für homosexuelle Partnerschaften befürwortet.

Seewald appellierte an die deutschen Bischöfe, in Rom deutlich zu machen, dass bestimmte Massnahmen und Arten des Umgangs «in Deutschland einfach nicht akzeptabel sind». Theologen genössen verfassungsmässige Rechte, die auch die katholische Kirche zu achten habe. Seewald beklagte anonyme Denunziationen in Rom, die zu fehlender Rechtssicherheit führten: So wüssten betroffene Theologen bisweilen nicht einmal, was ihnen vorgeworfen werde.

Studenten «schockiert»

Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Hochschule Sankt Georgen zeigte sich «schockiert, fassungslos und äusserst besorgt». Gerade zu Semesterbeginn herrsche unter den Studierenden «grosse Verunsicherung, wie es für uns und unseren Rektor weitergeht», heisst es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung. Das Verfahren sei «intransparent und inakzeptabel».

Unterdrückung der akademischen Diskussion

Der AStA verweist auch auf die aktuelle Jugendsynode im Vatikan: Dort werde zum Dialog über brisante Themen angeregt. Wenn die Unbedenklichkeitserklärung für Wucherpfennig ausbleibe, würde damit zugleich «eine offene akademische Diskussion in der Frage zum Umgang mit Homosexualität» unterdrückt. Das Schreiben schliesst mit der Forderung, dass Wucherpfennig Rektor der Hochschule bleiben solle. (kna)

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