Mario Botta erhält den Ratzinger-Preis

Rom, 20.9.18 (kath.ch) Der diesjährige Joseph-Ratzinger-Preis geht an den Schweizer Architekten Mario Botta und an die deutsche Theologin Marianne Schlosser. Das gab die «Vatikanische Stiftung Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.» am Donnerstag in Rom bekannt.

Kurienkardinal Gianfranco Ravasi, Präsident des Päpstlichen Kulturrats und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, lobte den Tessiner Architekten Botta (75) für die theologische Dimension seiner Ästhetik. Botta habe rund 20 Sakralbauten entworfen, darunter die Cymbalista-Synagoge in Tel Aviv und eine Moschee in China.

«Stachel im Fleisch einer säkularen Kultur»

In seiner Architektur erweise sich Religiosität als «Stachel im Fleisch» einer säkularen Kultur, so der Kardinal. Zu den bekanntesten sakralen Bauten Bottas gehört die Kirche «Johannes der Täufer» in Mogno im Tessin.

Im Februar 2013 wurde Botta von Papst Benedikt XVI. in die Päpstliche Akademie der schönen Künste berufen. Nach Ravasis Worten kamen das Stiftungskomitee und Benedikt XVI. unabhängig voneinander auf die Idee, Botta für den Ratzinger-Preis zu nominieren.

Zweite Frau als Ratzinger-Preisträgerin

Die aus dem bayerischen Donauwörth stammende und in Wien lehrende Schlosser (58) ist nach der Französin Anne-Marie Pelletier die zweite Frau, die die theologische Auszeichnung erhält. Ravasi sagte bei der Bekanntgabe, Schlosser werde vor allem als Kennerin der frühkirchlichen und mittelalterlichen Theologie geehrt. Er verwies auf ihre Forschungen zu Bonaventura (1221-1274), über den Joseph Ratzinger 1959 seine Habilitationsschrift vorlegte.

Schlosser besorgte unter anderem auch die Herausgabe des entsprechenden Bands der Gesammelten Schriften Ratzingers. 2014 berief Papst Franziskus die Theologin in die Internationale Theologenkommission. Die Verleihung Des Ratzinger Preises findet am 17. November im Vatikan statt.

Weitere Auszeichnungen

Unabhängig vom Ratzinger-Preis vergibt die Stiftung einen Preis für theologische Forschung und Lehre, der nach einem Prinzip von Ratzingers Denken «Offene Vernunft» benannt ist. Unter rund 170 Bewerbern aus mehr als 100 Universitäten setzten sich die Spanier Javier Sanchez Canizares und Juan Arana in der Sektion Forschung durch.

Die Auszeichnungen im Bereich Lehre erhalten das spanische Dozenten-Duo Gonalo Genova und Maria del Rosario Gonzalez sowie die US-Amerikaner John C. Cavadini, James Martin, Patricia Bellm und Christopher T. Baglow. Die Preisverleihung ist Montag im Vatikan.

Theologisches Niveau wird ernst genommen

Sanchez wird für eine Arbeit über das Verständnis des Universums geehrt. Arana für Thesen zum menschlichen Gewissen. Genova und Gonzalez entwickelten einen Kurs «Ethik für Ingenieure», während das US-amerikanische Team von der Notre-Dame-Universität in Indiana ein Bildungsprogramm für Lehrer zum Dialog zwischen Wissenschaft und Religion erarbeiteten.

Jede der vier Auszeichnungen ist mit 50’000 Euro dotiert. Im Unterschied zum Joseph-Ratzinger-Preis ist bei «Offene Vernunft» eine Selbstbewerbung möglich. Den Rückgang von 300 Bewerbungen zur Premiere im vergangenen Jahr auf jetzt 170 wertete Federico Lombardi von der Ratzinger-Stiftung als Zeichen, dass das theologische Niveau der Ausschreibung ernster genommen werde. (cic)

 

 

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