Religionsvertreter streiten sich wegen Hilfen für Flutopfer in Indien

Freiburg i.Br., 19.8.18 (kath.ch) Nach grossen Überschwemmungen in Indien hat Caritas international 200’000 Euro Soforthilfe bereitgestellt. Extremistische Hindus missbrauchen die Katastrophe, um gegen Christen und Muslime im Land ins Feld zu ziehen.

Im südlichen Bundesstaat Kerala seien mindestens 324 Menschen ums Leben gekommen, teilte das katholische Hilfswerk am Sonntag unter Berufung auf örtliche Behörden mit. Demnach handelt es sich um die schwersten Fluten in der Region seit hundert Jahren. 220’000 Menschen hätten ihre Häuser verlassen. «Gerade der arme Teil der Bevölkerung ist für solche Katastrophen nicht gerüstet», kritisierte ein Sprecher von Caritas international.

Inzwischen wurden 1500 Notlager eingerichtet, darunter Schulen und andere Einrichtungen der katholischen Kirche, wie die Indische Bischofskonferenz mitteilte. Bischöfe, Priester und Nonnen unterstützten die Hilfe der Caritas Indien sowie der Behörden für die Hochwasseropfer. Die Bischofskonferenz forderte darüber hinaus eine Analyse der Hochwasserursachen sowie «dringende Schritte» zum Schutz der Umwelt und zur «Verhinderung weiterer ökologischer Schäden».

Katholische Bischöfe empört über Propaganda

Unterdessen kam es am Wochenende zu einem Streit zwischen den Religionsgemeinschaften in Indien über Hilfsaktionen. Die katholischen Bischöfe des Landes reagierten empört über christen- und muslimfeindliche Propaganda von Hinduextremisten. «Es ist traurig zu sehen, dass sogar Lügen verbreitet werden und kommunale Spaltung betrieben wird, während die Menschen in Kerala im Kampf gegen die riesige Katastrophe zusammenstehen», twitterte die Indische Bischofskonferenz.

Der in den USA lebende indische Publizist Rajiv Malhorta hatte auf Twitter Hindus weltweit zu Spenden für die hinduistischen Überschwemmungsopfer aufgerufen. «Christen und Muslime sammeln weltweit viel Geld, um in erster Linie ihren eigenen Leuten und politischen Zielen zu helfen», hiess es dort. Die Bischöfe des Landes wiesen die Vorwürfe zurück.

Zunehmende Gewalt gegen Christen und Muslime

Malhorta ist in den USA ein führender Vertreter der radikalen Hindutva-Ideologie, die auch das ideologische Basis der Partei BJP von Indiens Premierminister Narendra Modi dient. Die Hindunationalisten streben einen Gottesstaat an, in dem Christen und Muslime keinen Platz haben. In der dreijährigen Regierungszeit von Modi haben Gewalttaten von radikalen Hindus gegen Christen und Muslime deutlich zugenommen. (kna)

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