Oberste Ministranten-Vertreterin wirbt für Sache der Kinder

Luzern, 11.8.18 (kath.ch) Murielle Egloff arbeitet seit 2015 als erste weibliche Präsidentin der Deutschschweizerischen Arbeitsgruppe für Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral (Damp). Die ehemalige Ministrantin engagiert sich mit Herzblut für die Sache der jungen Messdienerinnen und -diener. Sie will die Ministrantenpastoral «zukunftsfähig» machen, wie sie bei einem Treffen mit kath.ch sagt.

Vera Rüttimann

Sonntag früh um zehn. Murielle Egloff schält sich aus ihrem Bett. In der Kirche St. Heinrich in Beckenried (NW) steht der Ministrantendienst an. Bei der 11-Jährigen sitzt dann jede Geste. Die Altarschellen während den Wandlungsworten scheppern nicht, sondern klingen an der richtigen Stelle. Auch das Weihrauchfass, das durchaus seine Tücken hat, hat sie im Griff.

Heute ist Murielle Egloff 38 Jahre alt und sagt: «Ich war schon als Kind beeindruckt von den Ministranten, weil sie aktiv am Gottesdienst teilnehmen können.» Sie weiss: Ministranten geben einem Gottesdienst erst seine feierliche Note.

Die Basisarbeiterin

Das Ministrieren hat sie nicht mehr losgelassen. Seit acht Jahren ist Egloff als Mitarbeiterin der Fachstelle Kinder und Jugend der katholischen Landeskirche Thurgau und unter anderem für die Ministrantenarbeit auf kantonaler Ebene zuständig. In einem Teilzeitpensum arbeite sie zudem in der der Pfarrei Weinfelden, ebenfalls im Bereich Ministrantenarbeit.

Dort gibt sie nach den Sommerferien den neuen Ministrantinnen und Ministranten weiter, was sie selbst gelernt hat: Wissenswertes über das Kirchenjahr und die Liturgie sowie den korrekten Umgang mit Kännchen, Hostienschalen und Rauchfass. Immer wieder organisiert sie auch Gruppentreffen für Ministrierende. «Zu meiner Zeit als Ministrantin gab es nur das Dienen am Sonntag. Vielleicht mal ein Dankeschön-Anlass. Das ist heute anders», sagt Murielle Egloff. Sie war 1992 in ihrer Pfarrei in Beckenried eines der ersten Mädchen, die ministrieren durften.

Kooperieren, vernetzen, verdichten

Was der studierten Religionspädagogin bei ihrer Ministrantenarbeit in der Pfarrei in Weinfelden wichtig ist, gilt für sie erst recht auf nationaler Ebene: Muriell Egloff will die Ministrantenpastoral in der Schweiz stärken. «Man muss die Ministrantenarbeit als Teil der Jugendarbeit ansehen. Es ist nicht selbstverständlich, dass junge Leute ihre freie Zeit mit Ministrieren verbringen», sagt sie.

Derzeit befinde sich die Damp mitten in einer Umbruchphase. «Vernetzung» und «Kooperation», so Egloff, heissen die Schlagwörter der Stunde. In den letzten Monaten war sie kreuz und quer in der Schweiz unterwegs. Immer wieder stellte sie die Damp in den Institutionen vor. So sprach sie beispielsweise bei den Studierenden des Religionspädagogischen Institutes (RPI) in Luzern vor und bei regionalen Sakristanen-Verbänden.

Aktuell bilden die Jugendorganisationen Jungwacht Blauring Schweiz (Jubla) und Verband katholischer Pfadi (VKP) gemeinsam mit der Deutschschweizer Fachstelle für offene kirchliche Jugendarbeit und der Damp das Kompetenzzentrum Jugend der katholischen Kirche der Deutschschweiz, das am St. Karliquai 12 in Luzern angesiedelt ist. Murielle Egloff will zusätzlich die Zusammenarbeit mit den kantonalen Jugendfachstellen ausbauen. Für die Vernetzungsarbeiten helfen ihr Eigenschaften, die sie beim Ministrieren erlernt hat: Auftreten vor anderen, gestalten und Verantwortung übernehmen. Auch könne sie klar sagen, «was Sache ist.»

Hobby und Beruf zugleich

Für die quirlige Frau ist die Ministrantenarbeit Hobby und Beruf zugleich. «Ich mache meine Arbeit gerne, sonst würde ich nicht so viel Freizeit dafür investieren.» Manchmal jedoch verspüre sie Frust in der Kirche. Vor allem, wenn sie gegen Strukturen anrenne, bei denen sich nichts bewegen lasse.

Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit im Verein ist das Fundraising für Projekte. Denn nur der Grundauftrag der Damp wird von der offiziellen Kirche finanziert. Für die Damp-Präsidentin muss sich strukturell etwas ändern. Mit ihrem Wunsch verbunden ist ein neu formulierter Auftrag der Deutschschweizerischen Ordinarienkonferenz (DOK), in deren Namen die Damp arbeitet.

Im Gespräch mit den Bischöfen

Gemeinsam mit dem Jugendbischof werden die Strukturen angeschaut und Ideen für die Zukunft diskutiert. Deshalb sucht Murielle Egloff aktuell das Gespräch mit den Bischöfen. Die Frage, wie die Schweizer Ministrantenpastoral weiter zukunftsfähig gemacht werden kann, beschäftigt sie sehr.

Grosse Unterstützung spürt sie seitens des Jugendbischofs Alain de Raemy. Sie sagt: «Man sieht, dass er unsere Sorgen und Anliegen versteht und unsere Arbeit wertschätzt.» Insgesamt resümiert sie: «Vielerorts sehe ich, dass die Ministrantenarbeit ein grösseres Gewicht erhält.» Vermutlich, mutmasst sie, erkenne man bei den Pastoralverantwortlichen, dass in den Kindern und Jugendlichen, die ihre Freizeit im kirchlichen Umfeld verbringen, ein grosses Potential verborgen liege.

«Ein Motivationsschub»

Die Jugendarbeiterin findet es wichtig, junge, talentierte Jugendliche zu fördern. So könnten diese Verantwortung übernehmen und etwas fürs Leben lernen. Ausgezeichnet gelungen ist dies laut Murielle Egloff an der diesjährigen internationalen Ministrantenwallfahrt in Rom. «Es war schön, die Begeisterung der Ministranten an der Papstaudienz zu erleben. Aber noch mehr gefreut hat mich die gute Arbeit der Hilfsleiter.»

Vom Treffen in Rom nimmt Egloff viel Schwung mit. Dies insbesondere, weil die Damp in Rom Vertreter der deutschsprachigen Ministrantenreferate (KOOP) und des Internationalen Ministrantenbundes (CIM) treffen konnte. «Für die Vernetzung war das wichtig», sagt sie. Die Damp-Präsidentin, die beim Ministrantentreffen in Rom unter anderem für die Betreuung der Begleitpersonen und der Hilfsleiter zuständig war, ist froh, dass bei der dortigen Hitze alles glatt verlief.

Ministrantenfest in St. Gallen in Sicht

In zwei Jahren steht das Ministrantenfest in St. Gallen an. Für diesen Grossanlass ist Egloff bereits fleissig unterwegs. Sie freut sich und sagt: «Das Mini-Fest ist in den letzten Jahren immer populärer geworden.»

«60’000 Ministranten sind ein Vorbild für die ganze Welt»

 

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